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und verband sich mit den prager Altstädtern und vielen katholischen
Edelleuten, um endlich der Meuterer um jeden Preis ledig zu werden.
Im Mai 1434 verjagten der Herrenbund und die altstädter Prager
die Orphaniten aus der prager Neustadt. Damit war das Tischtuch
zwischen den Orphaniten und den Gemäßigten endgültig zerschnitten.
Die Taboriten, die seit dem Juli 1433 Pilsen belagerten, die einzige
Stadt, die noch am alten Glauben mit Festigkeit hing, gaben auf diese
Nachricht hin die Belagerung auf, obwohl Prokop hart am Ziele war,
und sammelten ihre Scharen östlich von Prag, zwischen Kolin und
Böhmisch-Brod. In dieser Gegend, bei dem Dorfe Lipan, fiel am
30. Mai 1434, dem ersten Sonntage nach Trinitatis, die Entscheidung.
Durch verstellte Flucht lockten die Herren die in ihrer Wagenburg
verschanzten Taboriten daraus hervor, um dann den ungestüm Hervor-
stürzenden mit bereitgchaltener Reiterei in die Flanke zu fallen und
ihnen mit raschem Kehrt von vorn zu begegnen. Von den 18000
Taboriten fielen 13.000, unter ihnen die beiden Prokope. Der Radika-
lismus im Hussitentum verblutete mit den Prokopen und den Tausenden
von Taboriten auf dem Felde von Lipan; damit waren aber noch bei
weitem nicht alle Schwierigkeiten behoben. Nach langen Unterhand-
lungen mit den Konzilsvätern und den böhmischen Ständen, die absolut
nicht unter einen Hut zu bringen schienen, brachte es die beiden Teilen
Versprechungen machende Gewissenlosigkeit Sigismunds dahin, daß am
5. Juli 1436 die Gesandten des böhmischen Landtages die baseler
Kompaktaten annahmen. Nachdem Sigismund ihnen am 20. Juli in
einem großen Majestätsbriefe allgemeine Amnestie und die alten Landes-
freiheiten zugesichert hatte, nach denen namentlich kein Deutscher ein
Amt erhalten sollte, erkannten ihn die Stände als ihren rechtmäßigen
König an.
An diesen letzten Phasen des Hussitenkampfes hatten von den
etzt sächsischen Landen noch die Lausitzen, aber auch nur bis ins Jahr
1433, Anteil. Die kursächsischen und meißnischen Lande blieben, ab-
gesehen vielleicht von den Grenzgebieten, von den Böhmen verschont.
Obwohl nämlich Kurfürst Friedrich II. am 28. Apri 1432 dem Kon-
zilium zu Basel ernstlich empfohlen hatte, sie möchten eilen, den Taumel-
lolch der Ketzerei zu ersticken, damit nicht die ganze Christenheit durch
ihre Tücke vergiftet und erstickt werde, so fand er es nach den nieder-
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