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war, da er sich, mit Unrecht, selbständige politische Wege zu gehen
getraute, die des Bruders Pläne nutzloser Weise kreuzten. Es ist nicht
ganz klar, ob des geistlichen Bruders unhimmlische Neigung zu dem Fräu-
lein von Lohme oder heimliche Ränke mit dem Frauensteiner Burggrafen
im Jahre 1437 seine Verbringung nach Freiberg unter Beigebung einer
Gesellschaft von sechs Rittern zur Folge hatten. Nachdem er dort drei
Jahre in Gewahrsam gehalten worden war, bemühten sich die Brüder,
ihn auf dem würzburger Bischofsstuhle unterzubringen; er sollte dem
alternden und übrigens liderlichen Bischof Johann II. von Brünn als
Coadjutor zugeteilt werden. Die Nachfolge wurde mit dem Kapitel
dermaßen vereinbart, daß er sich — es wurde dabei die schon wieder
drohende Kirchenspaltung vorgeschoben — jedes Regiments nach seinem
Amtsantritte enthalte, bis er nicht von dem Papste bestätigt sei, den
das Kapitel dafür anerkenne; an seiner Statt sollten vier vom Kapitel
bestellte Räte das Stift verwalten. Aber bereits am 9. Januar 1440
starb Johann II. und am folgenden Tage schon wurde Sigmund ge-
wählt, allerdings unter ähnlichen Bedingungen wie vorher. Natürlich
richtete sich dann Sigmund nicht nach diesen Bestimmungen, es kam
zu allerhand unangenehmen Auseinandersetzungen mit dem Kapitel,
das sich beschwerdeführend an den Kurfürsten wandte, während der
Bischof sein Heil bei Albrecht Achilles von Brandenburg suchte, die
starke Spannung zwischen Brandenburg und Sachsen, die damals ob-
waltete, in nicht loyaler Weise benutzend. Er floh zu ihm nach Ans-
bach, er anerkannte den vom Konzil zu Basel in ganz ungehöriger
Weise im November 1439 zum Papste als Felix V. erhobenen Ama-
deus, ehemaligen Herzog von Savoyen, der noch rasch die geistlichen
Weihen hatte erhalten müssen, und ließ sich von einem Anhärger
dieses Gegenpapstes zum Bischof von Würzburg weihen. Es war klar,
daß dies alles gegen die vom Kapitel und von den eigenen Brüdern
mit ihm ausgemachten Bedingungen war, und die letzteren säumten
nicht, nunmehr in das Hochstift mit bewaffneter Hand einzufallen.
Sie wurden aber von Albrecht Achilles geschlagen, der seinerseis
wieder Ochsenfurt vergeblich zu gewinnen versuchte. Übrigens war es
Sigmund gelungen, in Würzburg festen Fuß zu fassen, während der
Marienberg in den Händen des Kapitels blieb, ein Zustand, der das
ohnehin schon durch die Wirtschaft Johanns II. heruntergekommene