Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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politisches Auge und einen kriegerisch ausgebildeten Arm voraussetzten. 
Wir sahen die böhmischen Verhältnisse in den letzten Phasen des 
Hussitenkrieges, also auch die schließliche Anerkennung Kaiser Sigis- 
munds durch die Iglauer Beschlüsse von 1436 sich ohne Zuthun der 
wettinischen Fürsten entwickeln; nach dem Friedensschlusse mit den 
Hussiten hatte Friedrich II. kein nennenswertes Interesse mehr am 
Kriege gegen sie, vorausgesetzt, daß sie seine Lande in Frieden ließen. 
Aber die Unzufriedenheit in Böhmen wuchs wieder heran, je weniger 
Sigismund in seiner gewohnten unzuverlässigen Natur von Anfang an 
auf Einhaltung der übernommenen Verpflichtungen gesinnt gewesen war. 
Nach der gewöhnlichen Überlieferung bedrohte ihm infolgedessen zuletzt 
sogar die Verräterei seiner eigenen Gemahlin Thron und Leben. Zwar 
wußte er den Anschlag der Adelsrebellen zu vereiteln, er wich aber 
doch fluchtähnlich aus Böhmen und wagte den entscheidenden Schlag 
gegen seine Gattin und ihren Anhang erst in Znaym auf mährischem 
Boden. Ehe aber die ganze Sache zum Austrag kam, verstarb Sigis- 
mund am 9. Dezember 1437 und hinterließ die ganze Machtfülle des 
luxemburgischen Hauses seinem tüchtigen Schwiegersohne Albrecht von 
Osterreich, den er sich zum Beistand gegen die häuslichen Ränke heran- 
gerufen hatte. — Die Frage der Königskrone und ihrer Vererbung 
lag bei der Kinderlosigkeit Sigismunds den Fürsten zur Entscheidung 
vor. Es lag nahe, Albrecht zu wählen; es schreckte aber auch die 
machtvolle Stellung eines Herrschers der vereinigten habsburgischen 
und luxemburgischen Lande. Somit kamen mehrere Wahlfürsten auf 
die Kandidatur Friedrichs I. von Hohenzollern, Kurfürsten von Branden- 
burg, namentlich weil er der kirchlichen Frage gegenüber, die damals 
die Welt beherrschte, stets eine einsichts= und maßvolle Stellung ein- 
genommen, namentlich aber zur Berufung des augenblicklich damals 
noch immer tagenden Konzils zu Basel das Seine mit beigetragen hatte. 
Daß Friedrich von Sachsen nicht zu den Verehrern dieser Kandidatur 
gehörte, ist bei den damaligen Beziehungen Sachsens zu Brandenburg 
selbstverständlich. Aber dem Hohenzoller stand im Wege, daß er, 
abgesehen von seinem Alter, sich zu sehr für die Reform der Kirche 
ins Zeug gelegt und damit sowohl beim Papste, als bei dem 
baseler Konzil Anstoß erregt hatte, bei ersterem, weil ihm Reformen 
überhaupt als ein Greuel erschienen, bei letzterem, weil auf seine
	        
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