Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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tativen Stellung des Oberhauptes der Christenheit; aber wie wollte man 
sie ersetzen, da man doch vom Papste einen gewissen Glanz seiner 
Stellung verlangte und hunderte von kleineren Existenzen auf ihn und 
seine Einnahmen angewiesen waren? Nicht nur dem allerdings sehr 
anfechtbaren Finanzsystem der Kurie, nein, dieser selbst war ein tötlicher 
Streich versetzt, wie denn auch der Erzbischof von Tours dem unver- 
hohlen mit dem Worte Ausdruck gab, der päpstliche Stuhl müsse so 
gerupft werden, daß es hinfort gleichgültig sei, wer ihn einnehmen würde. 
Von da an begann der Niedergang des Konzils, weil sich die aristo- 
kratischen Elemente der Christenheit mit dieser von demokratischem 
Haß diktierten Nichtung gegen das Papsttum nicht zu befreunden ver- 
mochten. Kam dazu, daß die griechische Kirche angesichts der immer 
wachsenden Türkengefahr ihre Augen hilfesuchend nach dem Abendlande 
richtete und wegen einer Wiedervereinigung mit der römischen Kirche 
mit Eugen IV. zu unterhandeln begann, von dem baseler Konzil da- 
gegen nichts wissen wollte. Dadurch wuchs Eugen wieder der Mutz; 
er berief ein besonderes Konzil nach Ferrara, das dann nach Florenz 
verlegt wurde; die Baseler erhoben dagegen natürlich Einspruch, aber 
der Abfall hatte schon begonnen; von höheren Vertretern der Kirche 
war nur noch der Erzbischof von Arles, Louis I'Allemand, geblieben. 
Immerhin war man noch stark genug, um eine Kirchenspaltung zu 
wagen und im Oktober 1439, wie schon früher erwähnt, den Herzog 
Amadeus von Savoyen, der nach Niederlegung der Herrschaft am 
Genfer See mit einigen Gleichgesinnten ein beschauliches Dasein führte, 
als Felix V. auf den päßpstlichen Stuhl zu heben, nachdem man 
Eugen als einen Ketzer, Simonisten und Friedensstörer abgesetzt hatte. 
Die weltlichen Mächte, vor allem Frankreich, verhielten sich zu- 
wartend. Eine zu Bourges im Januar 1438 abgehaltene französische 
Nationalversammlung proklamierte die Neutralität der französischen 
Kirche, die sich freilich durch allerhand Beschlüsse streng nationalen 
Charakters von dem römischen Stuhle so gut wie freigemacht hatte. 
Auch die deutschen Kurfürsten fanden, mit Recht, Neutralität als die 
einzig wirkungs= und aussichtsvolle Stellungnahme, und da Albrecht V. 
von Osterreich mit dieser Auffassung sich vollständig im Einklange 
erklärte, fielen auf ihn die Stimmen der Kurfürsten; am 18. März 
1438 wurde er als Albrecht II. einstimmig zum deutschen Könige
	        
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