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erkoren. Ehe diese Wahl stattfand, war noch eine andere für die Wettiner
wichtige Entscheidung gefallen. Es war nämlich Bischof Magnus von
Hildesheim erschienen, um für das Kurrecht seines Bruders Bernhard
von Sachsen-Lauenburg gegen Friedrich II. von Meißen aufzutreten.
Auf Antrag des Erzbischofs Dietrich von Köln, der den lauenburgischen
Ansprüchen günstig gesinnt war, beschlossen die Kurfürsten, den sächsischen
Kurstreit vor der Königswahl in Erwägung zu ziehen. Aber am
12. März anerkannte man das Recht des Meißners auf die Kurstimme
und wies den Lauenburger ein für allemal ab. Damit war zunächst
auch die Stellung zur Kirchenfrage für Friedrich von Meißen gegeben.
Ees hatten sich in Frankfurt sowohl Vertreter Eugens IV. als des Konzils
eingefunden; eine Einigung zwischen ihnen zu stande zu bringen war
den Kurfürsten nicht gelungen. So beschloß man am 17. März,
lbergriffe sowohl des Papstes als des Konzils einmütig abzuweisen,
in dem Streite beider vorläufig neutral zu bleiben und sich mit dem
neugewählten Könige nach Verlauf von sechs Monaten, falls eine Aus-
söhnung noch nicht stattgefunden haben sollte, für dicjenige Partei zu
entscheiden, die anscheinend das größere Recht für sich hätte. Diese
Beschlüsse also machte Albrecht II. auch zu den seinen unter noch-
maliger Anerkennung der prager oder baseler Kompaktaten. Die Ver-
mittelung zwischen Papst und Konzil wurde im Oktober 1438 ohne
Erfolg zu Nürnberg fortgesetzt; es wurde dann auf zwei Reichs-
tagen zu Frankfurt und Mainz im Februar und März 1439 unter
Zuslimmung der königlichen Gesandten nochmals die völlige Neutralität
des Reiches beschlossen, wennschon man die baseler Reformdekrete
anerkannte. #
Die Annahme der Kompaktaten seitens Albrechts II. sollte ihm
vor allem die böhmische Königskrone sichern, auf die er auch ein
unzweifelhaftes Erbrecht als Schwiegersohn des Königs Sigismund
aufweisen konnte. Dementsprechend erkannten die Katholiken und die
gemäßigten Kalixtiner ihn an, und am 29. Juni 1438 wurde er
zu Prag feierlich zum König gekrönt. Aber es gab eine Ssterreich
feindliche Partei im Lande, an die sich diejenigen Hussiten anschlossen,
die es dem strengkatholischen Habsburger nicht vergessen konnten, daß
er einer der eifrigsten Führer des Schwertes gegen sie gewesen war.
Sie hatten bereits am 29. Mai dem Prinzen Kasimir von Polen die