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ringen, da er sich, nach Behauptung des Chronisten ein „sweer fetter
Herr“, dort mehr Bequemlichkeit versprach. Das mißfiel aber den
Leuten, denen Wilhelm seine Gunst zugewandt hatte, und die ihre
Güter namentlich in Thüringen liegen hatten. Unter denen, die Wil-
helm nahe standen, werden die Gebrüder Apel und Busso von Vitztum,
Bernhard von Kochberg und Friedrich von Witzleben genannt. Da-
gegen erscheinen als Vertraute des Kurfürsten Bischof Johann von
Merseburg, der Marschall Otto von Bebenburg, Otto Spiegel und der
Kanzler Johann Magdeburg. Bis zum Tode ihrer Mutter, der klugen
Katharina von Braunschweig, die 1442 starb, hatten sich die Be-
ziehungen noch günstig erhalten. Dann aber wurden die Teilungs-
gedanken rege, die zu dem eben beschriebenen Erfolge führten. Gegen
die Wahl des Bruders erhob Wilhelm Widerspruch. Man wandte
sich zunächst an die Landstände Meißens und des Osterlandes, und
diese nahmen, wenn auch in bescheidener Form, so doch mit Ernst das
Recht in Anspruch, über die Bestimmung ihrer Zugehörigkeit ein Wort
mitreden zu dürfen. Aber es wurden auch angesehene Fürsten der
Nachbarschaft zugezogen, der Erzbischof von Magdeburg, der Landgraf
von Hessen und der Markgraf von Brandenburg. Dies Schiedsgericht
bestimmte am 11. Dezember 1445 durch den sogenannten hallischen
Machtspruch, daß Friedrich Meißen und Altenburg, nebst anderen
Städten des Osterlandes, erhalten sollte, Wilhelm dagegen Thüringen.
So groß aber war schon bei dem unerfahrenen Wilhelm durch seine
Vertrauten der Zorn gegen den Bruder wach gerufen, daß er auf
Anraten seiner Freunde unter Zuziehung des magdeburger Erzbischofs
und der hervorragendsten Herren und Ritter Thüringens sich mit dem
Könige Ladislaus von Böhmen, seinem Schwager, über eine Erbfolge
einigte, die seines Bruders, des Kurfürsten, Erbrechte in Frage stellte.
Als Friedrich davon hörte, drang er auf Lösung dieses unerhörten
Vertrages, zugleich aber auf Entfernung der Urheber aus dem Rate
des Bruders, indem er die Drohung hinzufügte, er werde, wenn Wil-
helm von ihnen nicht lasse, selbst sie zur Rechenschaft ziehen. Wilhelm
kehrte sich nicht daran, Friedrich aber zeigte, daß er nicht mit sich
spaßen ließ. Am selben Tage, an dem Wilhelm mit Anna von Habs-
burg, der nachgelassenen Tochter Albrechts II., zu Jena seine Hochzeit
abhielt, fiel Friedrich im August 1446 über das den Vitzumen ge-
Sturmhoefel. Geschichte der sächsischen Lande.