Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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zwischen Brandenburg und Kursachsen brachte der Erzbischof von Magde- 
burg zu Zerbst am 2. Juni 1450 einen Vergleich zu stande: Friedrich 
von Sachsen sollte seine Ansprüche auf die Lausitz aufgeben und sich mit 
Senftenberg und Hoyerswerda begnügen; ein in Aussicht genommener 
Tag zu Naumburg sollte dann auch den Streit mit Wilhelm schlichten. 
Aber Friedrich hielt sich nicht an die Abmachung und brach vor jenem 
Termine wieder in Thüringen ein. Er erregte dadurch den Unwillen 
der beiden Brandenburger, Friedrichs II. und Albrechts Achilles, die 
sofort wieder für Wilhelm zu den Waffen griffen; gleichzeitig machte 
Georg Podiebrad, um alle nationalen Elemente für sich zu gewinnen, 
im Namen der Krone Böhmen Ansprüche auf eine Menge Städte und 
Schlösser des Kurfürsten und unterstützte sie durch einen Einfall mit 
20000 Böhmen. Nach der Einnahme von Dux und Ossegg stieg er 
über das Gebirge, eroberte und brandschatzte Döbeln, Mittweida, Alten- 
burg, Borna und vereinigte sich zu Pegau mit Herzog Wilhelm. Ihr 
gemeinsamer Zug galt der Stadt Gera. Heinrich Reuß von Gera 
war Schwiegersohn des 1450 verstorbenen Grafen Günther von 
Schwarzburg, um dessen Erbe der Kampf sich ja namentlich drehte. 
Er stand, wie jener, auf seiten Friedrichs, und mancherlei abfällige 
Urteile von ihm über Wilhelm waren diesem hinterbracht worden, so 
daß dieser, um sich Genugthuung zu verschaffen, schon im Juli 1450 
vor Gera erschienen war. Es gelang jedoch der Mutter Heinrichs und 
anderen angesehenen Frauen, durch ihre Fürsprache die Gefahr von 
der Stadt abzuwenden. Aber aufs neue scheint Heinrich Wilhelms 
Groll erregt zu haben und nunmehr zog dieser, durch die Böhmen ver- 
stärkt, nachdem er Friedrich von der Belagerung Weimars abgedrängt 
hatte, vor die Stadt des Grafen Heinrich. Die Verbündeten erstürmten 
sie am 15. Oktober und wüteten, namentlich von den Böhmen wird 
dies berichtet, aufs Unbarmherzigste gegen die Einwohner, von denen 
sie an 5000, also offenbar den größeren Teil der Bevölkerung, hin- 
gemordet haben sollen. Außerdem wurden viele Gefangene nach 
Böhmen abgeführt, unter ihnen auch Heinrich von Gera, der dann in 
der Fremde gestorben ist. — Wiederum legte sich der Kaiser ins Mittel 
und bediente sich dabei des Erzbischofs von Mainz. Vielleicht waren 
die Gemüter auch des langen Haders müde geworden. Es deutet 
darauf hin eine etwa in die Zeit der Einnahme Geras gehörende
	        
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