Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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seines Herrn mitgeteilt, deren Verwirklichung ihn zu einem ergebenen 
Bundesgenossen des Königs machen würde. Trotz der eingestreuten 
Winke und Warnungen und trotzdem daß Herzog Johann von Görlitz, 
Wenzels jüngster Bruder, darauf einging, daß für die von Karl IV. und 
von Wenzel an Wilhelm geschuldeten Gelder die Städte Pirna, Mühlberg, 
Stolberg, Mylau, Schöneck, Strehla, die Lehen derer von Plauen, 
Schönburg und Colditz, soweit sie im meißner Lande gelegen seien, 
zum Pfande gesetzt werden sollten, verhielt sich Wenzel dennoch ab- 
lehnend. Daraufhin verständigte sich Wilhelm am 18. Dezember 1393 
mit den Verschworenen, welcher Verständigung im Februar 1394 ein 
eigentliches Bündnis folgte; der Preis für Wilhelms Übertritt waren 
eine Reihe von märkischen Städten, die als Pfand für die auf 
12 000 Goldgulden geschätzte Hilfe Wilhelms ihm von Jobst von 
Mähren überantwortet wurden. Der Landeshauptmann Lippold von 
Bredow erhielt deshalb von Jobst den Befehl, die genannten Städte zur 
gemeinsamen Huldigung zu entbicten. Da wir wissen, daß die Mark 
Brandenburg seiner Zeit von Karl IV. seinem Sohne Sigismund ver- 
schrieben wurde, so muß diese Verpfändung auffallen; Sigismunds Geld- 
not aber und der Erwerb der ungarischen Königskrone hatten ihn 
genötigt, die Mark an seinen Vetter Jobst zu verpfänden, ohne sich darum 
der kurfürstlichen Hoheitsrechte zu begeben. Jedenfalls verfügte nun 
Jobst ganz in seinem Interesse über die Mark, die er überhaupt nur 
als Geldquelle und Mittel für seine politischen Pläne betrachtete. Da 
jedoch die genannten Städte sich mit dieser willkürlichen Behandlung 
nicht einverstanden erklärten und Wilhelm die Huldigung nicht leisteten, 
so hatte es dieser auch nicht so eilig, den Verschworenen die zugesagte 
Hilfe zu bringen. Diese gingen mittlerweile weiter auf der einmal 
eingeschlagenen Bahn und nahmen sogar am 8. Mai 1394 Wenzel 
im Minoritenkloster zu Beraun gefangen. Unter starker Bedeckung 
brachten sie ihn nach Prag; da aber die prager Bevölkerung zum 
Könige hielt, und es diesem gelang, mit seinem Bruder Johann Ver- 
bindungen anzuknüpfen, so führten die Verschworenen ihren Gefangenen 
erst auf die Schlösser des mächtigen rosenbergischen Geschlechts und 
dann nach dem Schlosse Wildberg bei Linz. Die Kunde von dieser 
Gewaltthat erregte im Reiche großes Aufsehen. Nach den Bestim- 
mungen der Goldenen Bulle berief Ruprecht von der Pfalz als Reichs-
	        
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