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konnte kaum gefunden werden. Von Wilhelm von Mosen, Wilhelm
von Schönfeld, seinem Knappen von Schweinitz und einigen Knechten
begleitet, erschien Kunz in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 zu
Altenburg und erstieg mit seinen Begleitern auf Steigleitern das Schloß.
Nachdem sie die Thüren der nächsten Zimmer verrammelt hatten, nahm
Kunz den Prinzen Ernst aus dem Bette, Mosen Albrecht, wenigstens
wie er meinte. Im Schloßhof aber ergab sich, daß er irrtümlicherweise
den Spielgenossen der Prinzen, einen Grafen von Barby, ergriffen
hatte, während Albrecht sich rasch unter einem Bette verkrochen hatte.
Mit verwegener Frechheit brachte Mosen den Grafen ins Schloß
zurück und holte sich Albrecht, während die Kurfürstin händeringend
und wehklagend am Fenster stand und vergeblich Kunzen beschwor,
von seinem Thun abzulassen. Rasch verließen nun die Räuber das
Schloß, um auf geteilten Wegen zu entkommen. Kunz eilte mit
Albrecht durch die sogenannfe Leine, einen Wald bei Altenburg, und
durch die Rabensteiner Forsten Böhmen zu, wo er den Prinzen auf
seinem Schlosse Eisenberg unterbringen wollte, Mosen und Schönfeld
batten wohl dasselbe Ziel, wählten aber den Weg über Zwickau.
Man trennte sich absichtlich, damit, falls der eine Teil Unglück haben
sollte, der andere wenigstens ein wertvolles Unterpfand behielt.
Die Kurfürstin hatte, nachdem das Schloß von den Räubern geräumt
war, sofort nach der Stadt geschickt und ihre Leute berufen. Diese
trafen ohne Zaudern Anstalten, den Entführern nachzusetzen und benach-
richtigten den Kurfürsten in Leipzig durch Eilboten von dem Geschehenen.
Dieser ließ sofort durch das ganze Land die Aufforderung ergehen,
Kunz und seine Genossen festzunehmen. Er trug sich dabei mit der
Hoffnung, daß es Kunz nicht so rasch gelingen würde, durch die
dichten Wälder nach Böhmen zu entkommen. Bezeichnend für die
Anschauung der Zeit ist, daß der Kurfürst in seinem Schreiben als
besonders erschwerenden Umstand hervorhob, Kunz habe ihm seinen
Fehdebrief erst in der neunten Stunde nach der That zustellen tassen.
Ganz ungewarnt war er freilich nicht gewesen, denn Kunz hatte ihm
vor seinem Entweichen nach Böhmen gedroht, er wolle sich für den
Schaden, den er vom Kurfürsten erleide, nicht an dessen Land und
Leuten, sondern an seinem Leib und Blut rächen; Friedrich hatte ihm
darauf spottend geantwortet: „Mein Kunz, siehe zu, daß Du mir nicht