Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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konnte kaum gefunden werden. Von Wilhelm von Mosen, Wilhelm 
von Schönfeld, seinem Knappen von Schweinitz und einigen Knechten 
begleitet, erschien Kunz in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 zu 
Altenburg und erstieg mit seinen Begleitern auf Steigleitern das Schloß. 
Nachdem sie die Thüren der nächsten Zimmer verrammelt hatten, nahm 
Kunz den Prinzen Ernst aus dem Bette, Mosen Albrecht, wenigstens 
wie er meinte. Im Schloßhof aber ergab sich, daß er irrtümlicherweise 
den Spielgenossen der Prinzen, einen Grafen von Barby, ergriffen 
hatte, während Albrecht sich rasch unter einem Bette verkrochen hatte. 
Mit verwegener Frechheit brachte Mosen den Grafen ins Schloß 
zurück und holte sich Albrecht, während die Kurfürstin händeringend 
und wehklagend am Fenster stand und vergeblich Kunzen beschwor, 
von seinem Thun abzulassen. Rasch verließen nun die Räuber das 
Schloß, um auf geteilten Wegen zu entkommen. Kunz eilte mit 
Albrecht durch die sogenannfe Leine, einen Wald bei Altenburg, und 
durch die Rabensteiner Forsten Böhmen zu, wo er den Prinzen auf 
seinem Schlosse Eisenberg unterbringen wollte, Mosen und Schönfeld 
batten wohl dasselbe Ziel, wählten aber den Weg über Zwickau. 
Man trennte sich absichtlich, damit, falls der eine Teil Unglück haben 
sollte, der andere wenigstens ein wertvolles Unterpfand behielt. 
Die Kurfürstin hatte, nachdem das Schloß von den Räubern geräumt 
war, sofort nach der Stadt geschickt und ihre Leute berufen. Diese 
trafen ohne Zaudern Anstalten, den Entführern nachzusetzen und benach- 
richtigten den Kurfürsten in Leipzig durch Eilboten von dem Geschehenen. 
Dieser ließ sofort durch das ganze Land die Aufforderung ergehen, 
Kunz und seine Genossen festzunehmen. Er trug sich dabei mit der 
Hoffnung, daß es Kunz nicht so rasch gelingen würde, durch die 
dichten Wälder nach Böhmen zu entkommen. Bezeichnend für die 
Anschauung der Zeit ist, daß der Kurfürst in seinem Schreiben als 
besonders erschwerenden Umstand hervorhob, Kunz habe ihm seinen 
Fehdebrief erst in der neunten Stunde nach der That zustellen tassen. 
Ganz ungewarnt war er freilich nicht gewesen, denn Kunz hatte ihm 
vor seinem Entweichen nach Böhmen gedroht, er wolle sich für den 
Schaden, den er vom Kurfürsten erleide, nicht an dessen Land und 
Leuten, sondern an seinem Leib und Blut rächen; Friedrich hatte ihm 
darauf spottend geantwortet: „Mein Kunz, siehe zu, daß Du mir nicht
	        
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