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konnte. Bei der Aussöhnung im Jahre 1451 wurde diese Ver-
schreibung wieder rückgängig gemacht, ohne daß wir von einer ander-
weitigen Schadloshaltung Annas hören. Sie sollte aber von ihrem
Gatten noch herbere Dinge erleben, die an die Zeiten Albrechts des
Entarteten erinnerten. Wilhelm ließ sich fesseln durch die schöne Witwe
des Herrn von Heßberg, Katharina mit Namen, eine Tochter des
Herrn Eberhard von Brandenstein. Sie hieß dieser Abkunft wegen
im Volksmunde auch die schöne Brandensteinerin oder die Brandensteiner
Käthe. Auf Schloß Roßla hielt er öffentlich Hof mit ihr, seine Ge-
mahlin aber, die sich nicht, wie jene staussische Margaretha, so unwürdiger
Lage durch die Flucht entzog, schickte er in Begleitung zweier Hof-
frauen und eines alten Marschalls nach Eckartsberga als Gefangene.
Trotzdem hing sie mit rührender Treue an dem Treulosen, und froh-
lockend wußte sie einst dem alten Marschall von einem schönen Traum
zu erzählen, der ihr die Wirdervereinigung mit dem Abtrünnigen ver-
hieß; hoffnungsvoll bat sie ihn um die Erlaubnis, den Gatten auf-
suchen zu dürfen, vielleicht werde der Traum Wahrheit. Aber als sie
nach Roßla kam, ward ihr böser Empfang; der Herzog fertigte sie auf
der Brücke ab, ja soll ihr sogar einen Holzschuh ins Gesicht geworfen
haben, so daß sie blutend umkehren mußte. Als sich aber ihr Bruder
Ladislaus für sie verwenden wollte, erklärte die edle Frau, ihr sei
nichts geschehen, alle derartigen Gerüchte seien böswillige Erfindungen
der Vitztume. Sie starb am 13. November 1462. Nun stand dem
Herzog nichts mehr im Wege, seine Käthe zu heiraten. Es hielt ihn
davon keine Rücksicht ab, weder die auf das Gerede der Leute, noch auf
seinen Stand. Denn man sprach übel von der Geliebten des Herzogs, daß
sie es auch mit anderen halte. Einer der Kumpane des Herzogs rühmte
sich sogar diesem selbst gegenüber, auch ihre Liebe genossen zu haben.
Der Herzog wollte ihm ans Leben, ohne damit die Sache zu ändern. Trotz
besserer, ihm mitunter aufdämmernder Erkenntnis konnte er sich doch nicht
aus den Netzen der schlauen Buhlerin befreien. Wie wenig ihr trotz ihrer
Stellung zum Herzog seitens der Hofleute Achtung entgegengebracht
wurde, beweist das Benehmen eines Edelmannes, der ihr den Trunk
zu kredenzen pflegte ihr aber, als sie ihn einmal länger als gebührlich
warten ließ, den Becher mit einer mehr thatsächlich richtigen als höfischen
Bezeichnung ihrer Person auf den Leib warf. Die Standesrücksichten
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