Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 741 — 
berg, den Kurfürst Friedrich II. von Sachsen unterstützte; aber auch 
Podiebrad fand Hilfe an Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg. Er 
siel 1150 im Meißnischen ein, drang bis Altstadt-Dresden vor und 
eroberte Gera. In Böhmen aber einigte man sich dahin, einen Land- 
tag über die Regierungsfrage entscheiden zu lassen, und dieser ernannte 
1451 Georg Podiebrad zum alleinigen Gubernator. Das Glück wollte 
es, daß Kaiser Friedrich III., der zu Wiener Neustadt von dem auf- 
rührerischen Sohne Ulrichs von Rosenberg bedrängt wurde, Podiebrad 
zu Hilfe rief. Bei dieser Gelegenheit nahm dieser den damals zwölf- 
jährigen König Ladislaus Posthumus mit von Wien nach Prag, nach- 
dem dieser ihn im Mai 1453 auf weitere sechs Jahre als Gubernator 
bestätigt, die prager Kompaktaten von 1433 beschworen und in die 
Einsetzung von Podiebrads Freund, des utraquistischen Johannes 
Rokycana zum Erzbischof von Prag gewilligt hatte. Podiebrads Stel- 
lung in Böhmen ward durch diesen Erfolg außerordentlich gehoben und 
gefestigt, aber auch dadurch, daß er in kluger Weise die konfessionellen 
Gegensätze niederzuhalten wußte. Somit begegnete er den schon 1449 
von Herzog Wilhelm unter Hinweis auf seine Verschwägerung mit 
dem jungen Ladislaus erhobenen Ansprüchen auf eine Erbeinigung, 
als sie 1453 wiederholt wurden und Wilhelm einen schiedsrichterlichen 
Ausgleich vorschlug, ablehnend und erneute seine schon früher an- 
gemeldeten Forderungen auf Herausgabe von sechzig eigentlich der 
Krone Böhmen zugehörigen Städten und Orten in Meißen und Thü- 
ringen; natürlich suchte er dabei die ältesten Besitztitel hervor; wir 
wissen ja, wie vielfach verschlungen die Territorialverhältnisse zu den 
Zeiten der salischen Kaiser und nachher unter den Luxemburgern ge- 
wesen waren, von denen noch Sigismund allerlei Anrechte auf meiß- 
nische Gebiete entdeckte. Durch die Vermittelung des Kaisers Fried- 
rich III. kamen zwar zwei Zusammenkünfte im Laufe des Jahres 1454 
zu Prag und Breslau zu stande, de:en Ergebnis aber nichts weiter 
als ein Waffenstillstand bis zum Jahre 1455 war; da vereinigte man 
sich zu Wiener Neustadt über ein Schiedsgericht. Aber der am 
23. November 1457 eintretende Tod des Ladislaus Posthumus, der 
nach der gewöhnlichen Überlieferung an der Beulenpest, nach einer 
anderen an Gift starb, gereicht durch Georg Podiebrads ehrgeizige 
Gattin, änderte die Sachlage durchaus. Damit trat natürlich die Erb-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.