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nicht an abfälliger Beurteilung; namentlich stieß man sich daran, daß
Georg Podiebrad ein Ketzer und nicht ebenbürtiger Herkunft sei. Das
veranlaßte Wilhelm — ein interessanter Beleg für die wachsende Macht
der öffentlichen Meinung — die Gründe für diese Familienverbindung
unter Hinweis auf die sichtlichen Vorteile für das Vaterland zu ver-
öffentlichen; auch habe ja der heilige Vater und ebenso der Kaiser an
Georg Podiebrad als an einen König von Böhmen geschrieben.
Nach 36jähriger Regierung starb Friedrich II. oder der Sanft-
mütige im 54. Lebensjahre am 7. September 1464 zu Leipzig, wo
er auch geboren worden war, und ward zu Meißen in der Fürsten-
gruft beigesetzt. Er hatte noch, am 17. Januar 1463, die Freude
gehabt, sich einen Enkel, den nachmaligen Friedrich den Weisen,
geboren zu sehen. Margaretha überlebte ihren Gemahl um 22 Jahre;
sie starb erst am 6. Februar 1486. Von den acht Kindern, die sie
ihm geschenkt hatte, waren zwei dem Vater im Tode vorausgegangen;
die zwei übrigen Söhne, Ernst und Albrecht, folgten ihm in der
Regierung nach. Von den vier Töchtern wurde die an Albrecht
Achilles von Brandenburg verheiratete Anna schon erwähnt, eine
zweite, Amalie, heiratete Herzog Ludwig den Reichen von Bayern-
Landshut, und endlich die letzten beiden, Hedwig und Margaretha,
wurden Abtissinnen zu Quedlinburg und Seußlitz. — Friedrichs Ver-
waltung war im allgemeinen für das Land segensreich, wenn wir
vom Bruderkriege abfehen wollen. Sein zuwartendes, versöhnliches
Wesen trug viel zur Aufrechterhaltung des Friedens bei; ihm verdankt
er den Namen des Sanftmütigen.