Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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wundung; in Lübeck rannte er auf dem Rathaussöller einen Ritter 
von Maltzahn nieder und eröffnete dann in voller Turnierrüstung 
den Ball mit einer schönen Gräfin. 
Nachdem den Brüdern zu Torgau und Dresden gehuldigt worden 
war, zogen sie mit großem Gefolge über Nürnberg und Regensburg 
nach Wiener Neustadt an den kaiserlichen Hof und erhielten von Kaiser 
Friedrich, ihrem Oheim, am 29. Juni 1465 die Belehnung mit den 
ihnen zustehenden Ländern und die Bestätigung ihrer Erbeinigungen. 
Dann begab sich das Brüderpaar nach Prag zu Albrechts Schwieger- 
vater; nach kurzem Aufenthalte kehrte Ernst nach Dresden zurück, 
Albrecht aber ging noch einmal an den laiserlichen Hof, wo er sich 
längere Zeit aufhielt. Man schreibt diesem Aufenthalte jene nach- 
haltige Begeisterung zu, die Albrecht dann immer für die Idee des 
Kaisers und Reichs gehegt und gezeigt hat; es spricht dies für eine 
große Idealität der Anschauungs= und Denkweise. Denn von der 
nüchternen, energielosen und unritterlichen Persönlichkeit seines Oheims 
konnte er solche Begeisterung unmöglich abnehmen. Möglich auch, daß 
der Einfluß seiner entschieden bedeutenden Mutter auf ihn in dieser 
Richtung eingewirkt hat. lübrigens zeigte Friedrich III. bald genug, 
daß er für seine sächsischen Neffen nicht allzu verwandtschaftliche Ge- 
fühle übrig habe. 
Nach Albrechts Rückkehr entbrannte im Jahre 1465 eine Fehde, 
deren Gegenstand verhältnismäßig unbedeutend war, die aber wegen 
der sich dabei interessiert glaubenden Personen eine ungewöhnliche 
Bedeutung erhielt. Wir erinnern uns, daß im Jahre 1439 dem 
Herrn von Plauen, Heinrich II., durch den sogenannten Machtspruch 
Kaiser Albrechts II. gegen eine Summe Geldes die Burggrasschaft 
Meißen und der Frauenstein aberkannt wurden und er nur „Titel, Ehre, 
Würde und Freiheit dazu gehörend“ behielt. Diesen Verlust scheint 
Heinrich II. nicht verwunden zu haben; denn teils aus verbitterter 
Stimmung, teils wohl auch um seine geringe Macht wenigstens nach 
innen zu festigen, begann er, wie man erzählt, durch seine herrschsüchtige 
Frau dazu verleitet, die in seinem Gebiete sitzenden Edelleute in ihrer 
Selbständigkeit zu bedrängen. Er machte, um mit einer alten Chronik 
zu reden, aus ehrbarer Leute Sitzen Viehhöfe und Schäfereien und 
meinte, daß es den Inhabern nützlicher wäre, zu käsen und zu buttern,
	        
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