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Böhmens, erklärten sich für den Ungarnkönig. Damit lag für die
sächsischen Lande die Gefahr nahe, in diesen Kampf mit hineingezogen
zu werden. Überdies aber hatten die Herzöge ein unmittelbares Inter-
esse an Schlesien durch die Erwerbung des Herzogtums Sagan ge-
wonnen. Sagan, ursprünglich ein Teil des Herzogtums Glogau,
befand sich um diese Zeit in der Hand Johanns des Wilden, eines
ungestümen und gewissenlosen Menschen, der seinen Bruder Balthasar
hatte gefangen setzen und in der Gefangenschaft verhungern lassen.
Seine Schwestern hatte er vertrieben, und sie waren an den Hof der
sächsischen Herzöge geflüchtet, mit denen sie durch ihre Mutter ver-
wandt waren. Außerdem hatte er sich gegen König Matthias ver-
gangen, indem er eine Geldsumme, die ihm dieser zu bestimmten
Zwecken hatte aushändigen lassen, zu eigenem Nutzen verwandt hatte.
Namentlich dessen strafende Hand fürchtend und vielleicht auch von
Gewissensbissen gepeinigt, überdies natürlich in steter Geldnot, verkaufte
er 1472 seine Herrschaft Sagan für 50 000 ungarische Goldgulden an
die süchsischen Herzöge, deren Finanzen durch die bei Schneeberg im
Erzgebirge im Vorjahre neuentdeckten reichen Silbererze zu solchem
Handel wohl im stande waren. Zu dieser Saganer Erwerbung kamen
Ansprüche auf die Hinterlassenschast des sogenannten Weißen Herzogs,
ebenfalls in Schlesien belegen, die noch vor dem Regierungsantritte
Georg Podiebrads an Ladislaus Posthumus gefallen, dann, nach dessen
Tode und erfolgter Aussöhnung Georgs mit den Wettinern, 1461 an
deren Mutter, die Schwester des Verstorbenen, verliehen worden war
mit dem Rechte der Vererbung an ihre männliche Nachkommenschaft.
Auch Matthias hatte diese Belehnung 1469 bestätigt. Nun aber
machte er wegen beider Erwerbungen Schwierigkeiten, namentlich wegen
Sagans. So war es durchaus für die Herzöge geboten, durch geschickte
Vermittelung zwischen Matthias und Wladislaw und dessen Vater
Kasimir von Polen des Königs Gunst zu gewinnen, den Frieden
wieder herzustellen und gleichzeitig die bösen Nachreden zu entkräften,
die von dem auf der Riesenburg bei dem Nitter von Rabenstein auf-
hältlichen Heinrich von Plauen ausgingen.
König Matthias verschloß den sächsischen Vorstellungen sein Ohr
nicht. Zunächst erließ er Abmahnungsbriefe an die beiden Unruhe-
stifter auf der Riesenburg und lud sie auf einen Tag nach Olmütz,