Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Böhmens, erklärten sich für den Ungarnkönig. Damit lag für die 
sächsischen Lande die Gefahr nahe, in diesen Kampf mit hineingezogen 
zu werden. Überdies aber hatten die Herzöge ein unmittelbares Inter- 
esse an Schlesien durch die Erwerbung des Herzogtums Sagan ge- 
wonnen. Sagan, ursprünglich ein Teil des Herzogtums Glogau, 
befand sich um diese Zeit in der Hand Johanns des Wilden, eines 
ungestümen und gewissenlosen Menschen, der seinen Bruder Balthasar 
hatte gefangen setzen und in der Gefangenschaft verhungern lassen. 
Seine Schwestern hatte er vertrieben, und sie waren an den Hof der 
sächsischen Herzöge geflüchtet, mit denen sie durch ihre Mutter ver- 
wandt waren. Außerdem hatte er sich gegen König Matthias ver- 
gangen, indem er eine Geldsumme, die ihm dieser zu bestimmten 
Zwecken hatte aushändigen lassen, zu eigenem Nutzen verwandt hatte. 
Namentlich dessen strafende Hand fürchtend und vielleicht auch von 
Gewissensbissen gepeinigt, überdies natürlich in steter Geldnot, verkaufte 
er 1472 seine Herrschaft Sagan für 50 000 ungarische Goldgulden an 
die süchsischen Herzöge, deren Finanzen durch die bei Schneeberg im 
Erzgebirge im Vorjahre neuentdeckten reichen Silbererze zu solchem 
Handel wohl im stande waren. Zu dieser Saganer Erwerbung kamen 
Ansprüche auf die Hinterlassenschast des sogenannten Weißen Herzogs, 
ebenfalls in Schlesien belegen, die noch vor dem Regierungsantritte 
Georg Podiebrads an Ladislaus Posthumus gefallen, dann, nach dessen 
Tode und erfolgter Aussöhnung Georgs mit den Wettinern, 1461 an 
deren Mutter, die Schwester des Verstorbenen, verliehen worden war 
mit dem Rechte der Vererbung an ihre männliche Nachkommenschaft. 
Auch Matthias hatte diese Belehnung 1469 bestätigt. Nun aber 
machte er wegen beider Erwerbungen Schwierigkeiten, namentlich wegen 
Sagans. So war es durchaus für die Herzöge geboten, durch geschickte 
Vermittelung zwischen Matthias und Wladislaw und dessen Vater 
Kasimir von Polen des Königs Gunst zu gewinnen, den Frieden 
wieder herzustellen und gleichzeitig die bösen Nachreden zu entkräften, 
die von dem auf der Riesenburg bei dem Nitter von Rabenstein auf- 
hältlichen Heinrich von Plauen ausgingen. 
König Matthias verschloß den sächsischen Vorstellungen sein Ohr 
nicht. Zunächst erließ er Abmahnungsbriefe an die beiden Unruhe- 
stifter auf der Riesenburg und lud sie auf einen Tag nach Olmütz,
	        
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