Schon 1472 war Albrecht mit dem Gedanken umgegangen, das
gelobte Land und das heilige Grab aufzusuchen, war aber an der
Ausführung durch das Abraten seiner Mutter gehindert worden, die
die Stellung der Gestirne als ungünstig von irgend einem Sterndeuter
bezeichnet erhalten hatte. Nach seiner Rückkehr vom Rhein ging aber
Albrecht ernstlich an die Ausführung seines Reiseplans. Am 5. März
1476 trat der Herzog seine Wallfahrt an mit einem Gefolge von 119
Personen, unter denen sich Graf Ernst zu Mansfeld, Graf Günther zu
Schwarzburg, Ernst, Herr zu Glauchau und Schönburg, die Herren
von Miltitz, Schleinitz., Bünau und andere dem meißnischen Adel an-
gehörende Leute befanden. Auch einen Rechtsgelehrten, den Dr. Meller-
stadt, und einen Arzt, Valentin Schmiedeberg, nahm Herzog Albrecht
mit; für das geistliche Wohl sorgte der Kaplan Steffen Gülden und
die Verwaltung der Reisekasse war dem Rentmeister Hans von Mergen-
thal anvertraut, dem wir eine gründliche und wahrhaftige Be-
schreibung der ganzen Fahrt verdanken. Zur Deckung der Kosten, zu
denen unter anderem auch die Ausstattung der Dienerschaft mit neuen
Reisekleidern und die Anfertigung eines Banners gehörte, entlieh sich
Herzog Albrecht von dem Rate zu Leipzig 1000 Gulden; allerdings
reichten diese nachher nicht aus, was bei dem großen Gefolge nicht
wunderbar erscheinen wird. Nach zärtlichem Abschied von Bruder,
Oheim und Mutter ging die Reise über Koburg, Bamberg, Nürnberg,
München, Innsbruck und Trient nach Italien. In Verona bewunderte
man die Reste des Königspalastes des großen Ostgoten Theoderich,
des Dietrich von Bern der alten deutschen Heldensage. über Mantua
und Bologna kam man nach Florenz; die Pracht der Stadt, namentlich
der Dom aus Marmelstein, verfehlte nicht, auf die sächsischen Reisenden
einen tiefen Eindruck zu machen; da sie gerade zum Osterfest (14. April)
in Florenz weilten, so konnten sie auch den ganzen Pomp des Erz-
bischofs bewundern, zu dessen Seite der Mediceer stand. Am Sonn-
tage darnach waren die Kreuzfahrer in Rom, von wo ihnen mehr
als 500 Personen entgegengezogen kamen. Der Papst sandte dem
Herzog nach der Herberge Wein, Konfekt und andere gute Dinge.
Selbstverständlich wurden auch einige „Stechen“ abgehalten, die
jedoch nach dem Urteile des fachkundigen Mergenthal nicht besonders
waren.