Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 771 — 
seinen Bruder mehr von allerhand Turnieren, Banketten und sonstigen 
Herrlichkeiten zu berichten wissen, als von den eigentlichen Geschäften. 
Man erzählt, daß damals an 20000 Pferde in und um Olmütz ge- 
standen hätten. Die sarmatischen Sitten mißfielen übrigens den 
Meißnern; man machte die Nacht unter unmäßigem Trinken zum 
Tage und den Tag verschlief man. — Matthias kam später nach 
Olmütz als Albrecht, hatte sich aber dringlicher Geschäfte wegen vor- 
her entschuldigen lassen. Auch er entfaltete einen ungewöhnlichen 
Prunk, der dem Sachsenherzog mitunter etwas marktschreierisch vorkam. 
— Wir haben keine näheren Nachrichten, in welcher Art sich Matthias 
mit Brandenburg zu Olmütz vertragen hat; doch scheint damals ein 
Abkommen getroffen worden zu sein. Vor allem aber wurde der 
Streit zwischen Wladislaw und Matthias in der Weise beigelegt, daß 
der letztere einen Teil Schlesiens und ganz Mähren erhielt und den 
Titel eines Königs von Böhmen fortzuführen berechtigt sein sollte; 
für die anderen böhmischen Lande entließ er Albrecht seiner Lehnspflicht. 
Die böhmisch-ungarische Sache war damit beigelegt, aber nun 
gerieten wieder der Kaiser und Matthias aneinander, da jener n 
unbegreiflicher Weise sich von dem mit dem Ungarnkönige tötlich ver- 
feindeten Erzbischof von Gran beeinflussen ließ. Daß dies kein Reichs- 
krieg sei, lag auf der Hand. Trotzdem entbot der Kaiser, nachdem 
er schon auf einem Reichstag mit den Reichsständen vergeblich unter- 
handelt hatte, Herzog Albrecht mit seinem gesamten Kriegsvolke nach 
Linz an der Donau auf Pfingsten 1480. Mit Recht lehnte dieser 
ab, da das keine Reichsangelegenheit sei und vor allem die Lage 
seiner schlesischen Lehen und der Oberlausitz zu Matthias' Gebiet ihm 
strengste Neutralität zur Pflicht mache. Dann endete den Kampf für 
eine kurze Weile ein Waffenstillstand, den jedoch in seiner Verblendung 
Friedrich wiederum brach. Auch jetzt wieder rief er die Sachsen um 
Hilfe an, die ihm unter dem Ritter Sittich von Zedtwitz schon ein 
Hilfskorps zugeschickt hatten, aber nur zum Zwecke des Türkenkrieges, 
nicht gegen Matthias. Dennoch bediente sich der Kaiser der kleinen 
Schar auch gegen den Ungarnkönig, wozu er die Erlaubnis von den 
sächsischen Herzögen schließlich doch erhalten hatte. Die Dienste dieser 
wackeren Leute setzten den Ungarnkönig in Verlegenheit; er erlitt 
einige Nachteile durch sie. Friedrich III., in gewohnter karger An-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.