Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 783 — 
militärische Erfahrung hatte. Trotz der erwähnten anfänglichen Vorteile 
sah sich Albrecht doch im wesentlichen auf die Verteidigung beschränkt. 
Immerhin genügte das, um den Gegner an weiterem Vordringen zu 
hindern, der im Gegensatz zu der greisenhaften Grämlichkeit und Ver- 
ständnislosigkeit des Kaisers mit lobendem Worte es anerkannte, 
daß er ohne Albrechts Wehr sein Lager in der Mitte von ganz 
Deutschland hätte aufrichten wollen. Es gelang Albrecht, einige 
seste von den Ungarn berannte Plätze zu entsetzen oder ihnen wenig- 
stens neuen Proviant zuzuführen. Ja, er drängte bei Negau im 
Herzogtum Steiermark Mitte September 1487 den Ungarnkönig in 
einem einen ganzen Tag lang andauernden Gefecht zurück, obgleich 
der Gegner vielfach überlegen war. Freilich rieb er dabei die eigenen 
spärlichen Truppen auf, und doch schien von einem Nachschub, sei es 
vom Kaiser aus oder vom Reich, keine Rede zu sein. Seine Be- 
schwerden an den Kaiser zeugen von offenbarer Erbitterung, so höflich 
er sie im allgemeinen ausspricht. — Ebenso wacker wie bei Negau 
erwies sich Albrecht Ende September vor Bruck, wo er sich hielt, 
obwohl er von einer weit größeren Übermacht angegriffen wurde. 
Schließlich mußte der Kaiser, der seinem Feldhauptmann zwar nie 
Succurs schickte, dafür aber immer von der Notwendigkeit der Fort- 
führung des Krieges redete, doch sich zu Verhandlungen bereit erklären. 
Nach einer Zusammenkunft Albrechts mit Matthias zu Markers- 
dorf bei St. Pölten in der Nähe Wiens kam ein Waffenstillstand zu 
wege, der von Friedrich am 16. Dezember 1487 anerkannt wurde. 
Entschieden wurde damit eigentlich noch gar nichts, denn der Streit 
wurde dem Ausspruche des Papstes anheimgegeben, auf den man bis 
zum 1. November 1488 warten wollte. Immerhin fand man auf 
Freundes= wie Feindesseite diesen Ausgleich noch immer reichlich ehren- 
voll für Friedrich, der sich also recht sehr bei Albrecht zu bedanken 
gehabt hätte. Als dieser aber nach Abschluß der Verhandlungen auf 
den Reichstag nach Nürnberg kam, gewährte ihm Friedrich nicht 
einmal eine Audienz; zweifellos war ihm bange vor der Kosten- 
aufstellung seines obersten Feldhauptmanns, der, um seine Truppen 
bis zuletzt unter Waffen zu halten, 30 000 Gulden aus eigener Tasche 
hergegeben hatte, während nach der Aufstellung seines Rentmeisters 
er insgesamt die Summe von 52 600 Gulden aufzurechnen hatte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.