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ihn ihm Gewande seines Beichtigers zu besuchen, beschwor ihn umsonst,
mit ihm die Kleider zu tauschen und sich so durch die Flucht zu
retten. Das widersprach dem ritterlichen Sinne Maximilians. Schließ-
lich imponierte diese Haltung doch Leuten, die in ihrem bisherigen
Leben zum Erlernen anständigen Denkens wenig Gelegenheit gehabt
hatten; mehr noch beeinflußte sie die Nachricht von dem unerwartet
schnell herannahenden Reichsheer, wovon Maximilian übrigens gar keine
Kunde erhalten hatte. Nach dreimonatiger Haft bot man Maximilian die
Freiheit an gegen das Versprechen, seine Truppen sofort zu entfernen,
Flandern für unabhängig vom Reiche zu erklären — hier sieht man
die von den Franzosen genährte Hinneigung der Provinz zu Frank-
reich — die demokratische Verfassung des Landes gut zu heißen und
Papst, Kaiser und Kurfürsten um ihre Bestätigung anzugehen. Wenn
mun auch Maximilian gewillt war, solche Versprechungen einzuhalten,
so entschied doch der Wille seines heranrückenden Vaters anders. Die
Hauptsache war, daß man die Flandrer niederwarf und deren Ver-
bindung mit Frankreich, über das nach Ludwigs 1483 erfolgtem Tode
Karl VIII. gebot, zu lösen. Mit diesem waren Verhandlungen im
Gange; die Aufständischen in Brügge wurden von der lberlegenheit
des Kaisers zur Übergabe gezwungen, mußten die früher erwähnten
Maximilian auferlegten Bedingungen zurücknehmen und knieend Ab-
bitte leisten. Dagegen blieb Gent noch unerobert, und ohne es erobert
zu haben, kehrten Friedrich und Maximilian im Monat Oktober 1488
nach Deutschland zurück und überließen die Weiterführung ihrer
Sache dem als ihrem Feldhauptmann zurückgelassenen Albrecht von
Sachsen. Es war diesem in der zweiten Woche des August gelungen,
die wohlverwahrte Stadt Damme zu erobern; dann hatte er noch
einige andere glückliche Begegnungen; natürlich machte der M-
zug der kaiserlichen und königlichen Autoritäten Albrechts Stellung.
schwieriger.
Aber er wußte sich trotz alledem, und namentlich trotz des empfind-
lichen Geldmangels, so wohl zu halten, daß ihm die Niederländer den
Ehrennamen des sächsischen Roland erteilten. Doch that ihm sei
früherer Freund, der jetzt die Waffen gewechselt hatte, Philr
von Cleve, nicht geringen Abbruch. Als dieser sich gegen Brüssel
wandte, um die von Albrecht bedrohte Stadt mit Lebensmitteln und