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neigung gewesen wäre, wie sie Fremden das niederdeutsche Volk ja
nie anfangs gleich entgegenbringt, sie dann aber um so aufrichtiger
und andauernder im Herzen hegt. Aber zu sehr waren die Friesen
durch den langen Parteikampf aufgeregt und erbittert, als daß sie
diese hochwerte Charaktereigenschaft auch ihrem neuen Fürsten gezeigt
hätten. «
Immerhin war, nicht zum wenigsten auch durch des Grafen
Edzard Eingreifen gegen Groningen, der Zustand in Friesland be-
friedigend genug, um Albrecht eine Reise nach der Heimat möglich
erscheinen zu lassen. Er ging im September 1499 über Emden nach
Meißen, wo sein persönlicher Aufenthalt dringend gewünscht wurde,
und nahm dann an dem Reichstag zu Augsburg teil, wo die alten
Fragen zur Tagesordnung standen: Bekämpfung der Franzosen und
Bekämpfung der Türken. Für die Zeit seiner Abwesenheit bestellte
Albrecht seinen zweiten Sohn Heinrich, für den er ja eigentlich das
Fürstentum erworben hatte, als Regenten. Leider entwickelte der un-
glückliche junge Mann ein Verhalten, durch das des Vaters mühevolle
Arbeit völlig in Frage gestellt werden, schließlich spurlos verschwinden
sollte. Dem jungen Manne meinten entweder allzu eifrige oder allzu
liebedienerische Freunde nichts besseres raten zu dürfen, als daß man
das eines Landesfürsten ungewohnte Volk durch Gewalt zum Ge-
horsam zwingen müsse. Heinrich, der zu wenig Anschauung vom
wirklichen Leben hatte, um ein Volk wie die Friesen zu verstehen und
die Tragweite seiner Entschließungen zu übersehen, ging zu seinem
Schaden gern auf diesen Gedanken ein. Anknüpfend an die Aus-
machung, daß Herzog Albrecht Festungen nach Belieben erbauen dürfe,
begann er eine solche bei Harlingen, nahm aber, ohne weiter im
Gau anzufragen, das Baumaterial von den Besitzungen der um-
wohnenden Edlen. Der Albrecht bewilligte außerordentliche Zuschuß
wurde mit großer Härte beigetrieben, und thörichterweise verbot Heineich,
den Tag von Stavoren, an dem seiner Zeit Wilhelm von Holland
umgekommen war ferner öffentlich zu feiern. Wie tief das traf läßt
sich aus dem Umstand annehmen, daß man nunmehr allenthalben im
westerlauwerschen Friesland auf bewaffneten Widerstand zu denken
begann und die Stimmen derer unbeachtet ließ, die noch zu guterletz
auf eine gütliche Einigung mit dem übel beratenen jungen Fürsten