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mit den Wekltinern Fühlung zu nehmen, durch Wenzels kluge Nach-
giebigkeit gewinnen ließen, konnte selbst der im Verkehr mit ihnen
erfahrene und ja auch selbst keineswegs skrupulöse Wilhelm nicht vor-
aussetzen. Dieser unglückliche Vertragsbruch zwang aber die Wettiner,
die Belagerung von Prag schleunigst aufzuheben und nach Meißen
zurückzukehren.
Was Wilhelm sich hier mit einem Male und unerwartet ent-
schlüpfen sah, wurde ihm im folgenden Jahre wieder wett gemacht
durch den Austrag der schon eine geraume Zeit spielenden dohna-
ischen Fehde. Die Burggrafen von Dohna, die Donins, die nur
zum Teile Vasallen des Markgrafen von Meißen, zu anderen Teilen
des meißner Bischofs, vor allem aber des böhmischen Königs waren,
bildeten eine mit der des Markgrafen stark rivalisierende Macht und
ihre Gebiete trieben in dessen Besitztümer einen sehr unbequemen Keil.
Sie besaßen Königstein, Weesenstein, Auerbach im Vogtlande, Döbeln,
Königsbrück, Muskau in Schlesien, Ostritz, Werdau bei Zwickau,
Rabenau bei Tharandt, das leibnitzer Amt bei Dresden mit Lockwitz.
Zu Dippoldiswalde besaßen sie Berg= und Münzgerechtigkeit, ihre
Begräbnisstelle war neben der der Markgrafen zu Altenzelle, einen
Teil des Dresdener Brückenzolles strichen sie ein; ihr Wappen, ein
Hirschgeweih, prangte an der Elbbrücke neben dem des Markgrafen.
Von ihrem berühmten Schöppenstuhle ist schon die Rede gewesen.
Weithin, auf 14 Gütern, saßen Lehnsleute von ihnen, dreiunddreißig
Dörfer, Städte und Schlösser werden diesem mächtigen Geschlechte
zugeschrieben. Daß die Donins infolge solcher Besitz= und Lehns-
verhältnisse Wilhelm schon lange ein Dorn im Auge waren, bedarf
keiner Versicherung. Es ergab sich eine Gelegenheit, die Macht des
lästigen Geschlechtes zu brechen.
Bei einem Tanzfeste, das der Markgraf 1385 zu Dresden gab,
glaubte Hans von Körbitz, ein Lehnsmann der Donins, zu bemerken, daß
sich Burggraf Otto Heyde (II)) von Dohna zu angelegentlich mit seiner
Frau beschäftige. Er stellte deshalb dem Burggrafen während des.
Tanzens ein Bein, worüber dieser wegfiel; alsbald machte der die
Beschimpfung durch eine derbe Maulfchelle wett. Daraufhin überfiel
der Junker von Körbitz in der Nacht vom 23. zum 24. April 1385
den Burggrafen auf seinem Schlosse, begünstigt durch den Umstand,