Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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andere zwickauer Bürger daran, am Schneeberge Silber zu graben und 
trafen, der gewöhnlichen Überlieferung nach, am 6. Februar 1471, als 
am Tage Dorotheä, auf ein mächtiges Erz, dem im folgenden Jahre 
ein womöglich noch glücklicherer Fund folgte, so daß nun das schnec- 
bergische Bergwerk rasch in Schwung kam. Welch ein Fieber die Leute 
damals ergriff, ähnlich dem Goldfieber unseres Jahrhunderts, beschreibt, 
innerlich entrüstet, aber doch nicht ohne Humor, ein Zeitgenosse, Paul 
Niavis oder Schneevogel; wie alle Berge durch= und umwühlt werden, 
der Ackersmann nicht mehr mit dem Pfluge die Erde furcht, sondern 
aufs Schächteabteufen erpicht ist, wie ohne Erbarmen Bäume, Sträucher, 
Blumen und Kräuter in ihrer Herrlichkeit niedergeschlagen, ausgerissen, 
zertreten und so der Boden seines schönen Teppichs beraubt wird. Da 
wird so mancher Gewerke plötzlich reich, man bietet dem Inhaber eines 
Kuxes hohe Summen, wohl bis zu 2000 Gulden, um ihm seinen Teil 
abzukaufen, man folgt ihm nach, wohin er auch seine Schritte wendet, 
man erweist ihm jede mögliche Ehre, entblößt das Haupt vor ihm, redet 
ihn auf das freundschastlichste an, ladet ihn, wo man ihm begegnet, zu 
Tische, wünscht ihm allenthalben von Herzen Glück, selbst Adel und 
Obrigkeit strecken die Hände nach ihm aus. — Am reichsten war die 
Georgenzeche, in der am 23. April 1477 Albrecht der Beherzte an einer 
drei Ellen langen und anderthalb Ellen breiten Erzstufe im Werte von 
40 000 Gulden getafelt und dabei gesagt haben soll: „Unser Kaiser 
Friedrich ist zwar gewaltig und reich, ich weiß aber doch, daß er keinen 
so stattlichen Tisch hat.“ Mag das nun übertrieben sein, wie sicher die 
Nachricht übertrieben ist, daß im Anfang der Schneeberg täglich 
anderthalb Millionen Gulden Ausbeute gegeben, so besitzen wir doch an 
der Mitteilung des nürnberger Bürgers Niklas Staude, der nur einen 
halben Kux hatte, ein glaubwürdiges Zeugnis von dem Reichtume der 
Erzgänge: „Das beste Erz, wie es kein Mensch weiter gesehen hat. 
habe ich gesehen, daß man es fand in der St. Georgenzeche bei 
einander stehen. Das, was ich sah, war eine Lachter (ca. 2 Meter) 
breit und zwei Lachter hoch, so daß man aus solchem Erz wohl 
400 Zentner Silbers macht.“ — Schon 1476 jedoch trat ein merklicher 
Rückgang ein, da man doch im wesentlichen nur Raubbau getrieben. 
Dann aber brachte schon 1477 wieder neue Anbrüche, so daß die Kuxe, 
nach des eben genannten Gewährsmanns Angabe, von 200 Gulden
	        
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