Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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In dieser Richtung steht Thüringen noch immer voran; doch 
war auch Meißen nicht frei von dem genannten Schaden. In jenem 
Lande fällt vornehmlich die Teilnahme des Hochadels an Räubereien 
und allerhand Landfriedensstörungen auf, deren Objekt fast immer das 
blühende, die Begehrlichkeit des verarmenden Adels reizende Erfurt 
ist. Infolge des Landfriedensbündnisses, das Land- und Markgraf 
Friedrich der Ernsthafte 1338 mit den Grafen von Orlamünde und 
Weimar und den Städten Mühlhausen, Nordhausen und Erfurt ab- 
geschlossen hatte und die Erfurter zur Stellung von 25 Reitern, 
14 Schützen und Armbrüsten, 14 Tartschen und einer großen Schleu- 
der verpflichtete, hingegen auch natürlich den Landesfürsten zur ent- 
sprechenden Hilfeleistung, hatte Friedrich den Erfurtern 1340 in der 
Fehde gegen den friedensbrecherischen Grafen von Hamelburg bei- 
zuspringen, im nächsten Jahre gegen ritterliche Räuber, die sich in dem 
Städtchen Nebra an der Unstrut festgesetzt hatten, und gegen Günther 
und Heinrich von Schwarzburg in Arnstadt; es ist schon früher erzählt 
worden, wie bei dem Rückzuge der Erfurter die Grafen ihnen in den 
Rücken fielen, es den Erfurtern aber durch Johann von Bechstedt ge- 
lang, Heinrich von Schwarzburg gefangen zu nehmen und dadurch ein 
ansehnliches Lösegeld zu erlangen. Mit lbergehung kleinerer Begeg- 
nungen ist auf eine Fehde aufmerksam zu machen, die 1364 von den 
Erfurtern, Nord= und Mühlhäusern unter Anführung des Vogtes von 
Thüringen, des Grafen Heinrich von Hohenstein, gegen die auf Schloß 
Hanstein im Eichsfelde seßhaften Raubritter geführt wurde; mit diesen hielt 
es der Herzog Otto von Braunschweig, Leina zubenannt; er fiel den 
Erfurtern in den Rücken, erschlug viele und nahm eine Menge ge- 
fangen, so daß die Stadt sich zu 12 000 Mark Silber als Lösegeld 
verstehen mußte. Aber ebenso wie Otto trieb es sein zu Salza sitzen- 
der Vetter Albrecht, der Raubgesindel in Sold hielt und damit alle 
anstoßenden Lande brandschatzte. Deshalb von dem Landgrafen und 
von dem Kurfürsten von Mainz durch Gesandte zur Abstellung dieser 
Räubereien ermahnt, gab er diesen die unverschämte Antwort, er habe 
es um dieser beiden, nämlich des Kurfürsten und Landgrafen, nicht 
angefangen, so wolle er es auch ihretwegen nicht unterlassen und doch 
das Seinige behalten, und wenn es gleich eitel Landgrafen schneien 
und regnen sollte. Zwanzigtausend Mann brachte darauf der Land-
	        
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