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gedacht worden. In früheren Jahren kam ähnliches natürlich noch
eher vor, namentlich, wenn die Umstände günstig zu sein schienen. Als
z. B. König Wenzel den auch für die thüringisch-meißnischen Länder
eingegangenen westfälischen Landfrieden im März 1387 gekündigt hate,
erhielt der Rat zu Zwickau von dem meißnischen Ritter Dietrich von
Frankleben ein Schreiben, worin dieser Edelmann sich mit frecher
Stirn rühmte, daß er eine kurz vorher in der Stadt ausgebrochene
Feuersbrunst mit eigener Hand angestoßen und dem Landesföürsten
Fehdebriefe zugeschickt habe. Die im folgenden Jahre ausgebrochene
Fehde mit Veit von Schönburg, der früher Erwähnung gethan wurde,
hatte, wie wir sahen, einen anderen Hintergrund. Wessen man sich in
den Städten von dem Übermute des Adels versah, davon legen die
außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln Zeugnis ab, die zu Erfurt bei dem
erwähnten Turniere des Kurfürsten Friedrich getroffen, aber auch an
anderen Orten für notwendig befunden wurden. Während der Anwesen-
heit der turnierenden Herren und ihres Gefolges hielten allenthalben
bei solchen Gelegenheiten nicht nur die vermehrten städtischen Söldner
unter der Führung der Bürgermeister Wache bei Tag und Nacht, sondern
auch alle Zünfte und Stubengesellschaften mußten bewaffnet auf ihren
Stuben sein oder die Türme und Pforten besetzt halten, um „das
Turnier zu schirmen"“, wie man sich ebenso vorsorglich als höflich
ausdrückte. Aber auch ohne solche größere Gelegenheiten verübten die
Herren vom Adel Unfug in den Städten, freilich auf die Gefahr hin,
von den empörten Bürgern recht energisch gezüchtigt zu werden. So
wurde 1493 ein Karlowitz, der allerdings bereits verzellt war, d. h.
in dem schwarzen oder Sündenregister der Stadt stand, von den Frei-
bergern gefangen genommen und enthauptet, weil er in seinem lber-
mute mit einer gespannten Armbrust durch die Stadt geritten war.
und den regierenden Bürgermeister Jakob am Steige zu erschießen
gedroht hatte. Besser war es 1480 dem Christof Weighart auf Hart-
mannsdorf, Beit von Taubenheim und Hans von Helbigsdorf gegangen,
die ebenfalls mit blanker Wehre und unter Verübung von Gewalt=
thätigkeiten in den Straßen Freibergs umhergeritten waren, um einen
Bürger Peter Schütz aufzusinden und zu erschlagen. Sie wurden auch
festgenommen, aber nach Dresden an Ernst und Albrecht abliefert.
Die jedoch überließen die Sünder dem Rate wieder zu willkürlicher