Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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gedacht worden. In früheren Jahren kam ähnliches natürlich noch 
eher vor, namentlich, wenn die Umstände günstig zu sein schienen. Als 
z. B. König Wenzel den auch für die thüringisch-meißnischen Länder 
eingegangenen westfälischen Landfrieden im März 1387 gekündigt hate, 
erhielt der Rat zu Zwickau von dem meißnischen Ritter Dietrich von 
Frankleben ein Schreiben, worin dieser Edelmann sich mit frecher 
Stirn rühmte, daß er eine kurz vorher in der Stadt ausgebrochene 
Feuersbrunst mit eigener Hand angestoßen und dem Landesföürsten 
Fehdebriefe zugeschickt habe. Die im folgenden Jahre ausgebrochene 
Fehde mit Veit von Schönburg, der früher Erwähnung gethan wurde, 
hatte, wie wir sahen, einen anderen Hintergrund. Wessen man sich in 
den Städten von dem Übermute des Adels versah, davon legen die 
außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln Zeugnis ab, die zu Erfurt bei dem 
erwähnten Turniere des Kurfürsten Friedrich getroffen, aber auch an 
anderen Orten für notwendig befunden wurden. Während der Anwesen- 
heit der turnierenden Herren und ihres Gefolges hielten allenthalben 
bei solchen Gelegenheiten nicht nur die vermehrten städtischen Söldner 
unter der Führung der Bürgermeister Wache bei Tag und Nacht, sondern 
auch alle Zünfte und Stubengesellschaften mußten bewaffnet auf ihren 
Stuben sein oder die Türme und Pforten besetzt halten, um „das 
Turnier zu schirmen"“, wie man sich ebenso vorsorglich als höflich 
ausdrückte. Aber auch ohne solche größere Gelegenheiten verübten die 
Herren vom Adel Unfug in den Städten, freilich auf die Gefahr hin, 
von den empörten Bürgern recht energisch gezüchtigt zu werden. So 
wurde 1493 ein Karlowitz, der allerdings bereits verzellt war, d. h. 
in dem schwarzen oder Sündenregister der Stadt stand, von den Frei- 
bergern gefangen genommen und enthauptet, weil er in seinem lber- 
mute mit einer gespannten Armbrust durch die Stadt geritten war. 
und den regierenden Bürgermeister Jakob am Steige zu erschießen 
gedroht hatte. Besser war es 1480 dem Christof Weighart auf Hart- 
mannsdorf, Beit von Taubenheim und Hans von Helbigsdorf gegangen, 
die ebenfalls mit blanker Wehre und unter Verübung von Gewalt= 
thätigkeiten in den Straßen Freibergs umhergeritten waren, um einen 
Bürger Peter Schütz aufzusinden und zu erschlagen. Sie wurden auch 
festgenommen, aber nach Dresden an Ernst und Albrecht abliefert. 
Die jedoch überließen die Sünder dem Rate wieder zu willkürlicher
	        
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