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Einkünfte zu versichern verstanden. Dazu gehören besonders in Thü—
ringen die Erwerbungen der Münzgerechtigkeit durch die schon früher
erwähnten Städte; wir wissen, wie der Begriff „Schlagschatz“ hierbei
eine große Rolle spielte, wenn auch nicht gerade zum Segen des
Verkehrs. Eine so reiche Stadt wie Erfurt, die „Friedensstadt",
wie sie oft wegen ihrer immer opferwilligen Bemühungen um den
Landfrieden in Thüringen mit Ehren genannt wird, kauft ihrem eigent-
lichen Landesherrn, dem Erzbischof von Mainz, alle möglichen Rechte
ab: Münzrecht, Judenschutz, Marktzölle, das Recht der Bestellung des
Vizedoms, d. h. das Recht des weltlichen Stellvertreters des geist-
lichen Herrn, von dem das bekannte Geschlecht der Vitztume seinen
Namen herleitet. Diese verkauften übrigens ihre erblich gewordene
Stellung 1352 um 300 Mark lötigen Silbers an den Erzbischof
Heinrich III. von Mainz, was einem von dessen Nachfolgern, dem Erz-
bischof Johann, den Rechtstitel gab, 1413 dasselbe Amt an Johann
von Allenblumen zu übertragen. Aber vor allem kommen die Ge-
bietserweiterungen der Städte in Betracht, die sie nach dem eigentüm-
lichen Stande der mittelalterlichen Staatsverfassung zu kleinen Fürsten-
tümern erhoben, in denen der Landesfürst viel weniger zu sagen hatte,
als der moderne Herrscher in seiner vielleicht zur Weltstadt empor-
geblühten Hauptstadt. Zu Erfurts Gebiet gehörte die Herrschaft
Mühlberg, das Amt Vargula, Azmannsdorf, Tonndorf, Rudelstädt,
Sömmerda, zu Zeiten die Grafschaft an der schmalen Gera, Kapellen-
dorf. Die Stadt konnte Stadtknechte unter einem eigenen befoldeten
Hauptmann aus dem umwohnenden Adel halten; sie führte selbständig
Krieg, namentlich gegen die ihren Verkehr hindernden Raubritter, wie
schon früher erwähnt wurde. Manche Burg der Schnapphähne sank
durch die wackeren Erfurter in Trümmer; auf ihren Boden ward Waid-
samen gestreut; wir wissen, welche Bedeutung die Waidpflanze für
Erfurt und für Thüringen überhaupt hatte; so war dies ein Symbol
des Sieges der mächtigen Waidstadt. — Zeugten nicht auch die zohl-
losen Kirchen und Kapellen und frommen Stiftungen für den Wohl-
stand der Stadt? Wie viele Tausende von Schock hatte der Dom
mit seinem kostbaren Unterbau, hatte die Severinskirche gekostet! Wie
viele Kapellen waren durch fromme Laien errichtet, wie manche Kicche
erbaut worden! Auch nach anderer Seite hin bewies sich der Gemein-