Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Einkünfte zu versichern verstanden. Dazu gehören besonders in Thü— 
ringen die Erwerbungen der Münzgerechtigkeit durch die schon früher 
erwähnten Städte; wir wissen, wie der Begriff „Schlagschatz“ hierbei 
eine große Rolle spielte, wenn auch nicht gerade zum Segen des 
Verkehrs. Eine so reiche Stadt wie Erfurt, die „Friedensstadt", 
wie sie oft wegen ihrer immer opferwilligen Bemühungen um den 
Landfrieden in Thüringen mit Ehren genannt wird, kauft ihrem eigent- 
lichen Landesherrn, dem Erzbischof von Mainz, alle möglichen Rechte 
ab: Münzrecht, Judenschutz, Marktzölle, das Recht der Bestellung des 
Vizedoms, d. h. das Recht des weltlichen Stellvertreters des geist- 
lichen Herrn, von dem das bekannte Geschlecht der Vitztume seinen 
Namen herleitet. Diese verkauften übrigens ihre erblich gewordene 
Stellung 1352 um 300 Mark lötigen Silbers an den Erzbischof 
Heinrich III. von Mainz, was einem von dessen Nachfolgern, dem Erz- 
bischof Johann, den Rechtstitel gab, 1413 dasselbe Amt an Johann 
von Allenblumen zu übertragen. Aber vor allem kommen die Ge- 
bietserweiterungen der Städte in Betracht, die sie nach dem eigentüm- 
lichen Stande der mittelalterlichen Staatsverfassung zu kleinen Fürsten- 
tümern erhoben, in denen der Landesfürst viel weniger zu sagen hatte, 
als der moderne Herrscher in seiner vielleicht zur Weltstadt empor- 
geblühten Hauptstadt. Zu Erfurts Gebiet gehörte die Herrschaft 
Mühlberg, das Amt Vargula, Azmannsdorf, Tonndorf, Rudelstädt, 
Sömmerda, zu Zeiten die Grafschaft an der schmalen Gera, Kapellen- 
dorf. Die Stadt konnte Stadtknechte unter einem eigenen befoldeten 
Hauptmann aus dem umwohnenden Adel halten; sie führte selbständig 
Krieg, namentlich gegen die ihren Verkehr hindernden Raubritter, wie 
schon früher erwähnt wurde. Manche Burg der Schnapphähne sank 
durch die wackeren Erfurter in Trümmer; auf ihren Boden ward Waid- 
samen gestreut; wir wissen, welche Bedeutung die Waidpflanze für 
Erfurt und für Thüringen überhaupt hatte; so war dies ein Symbol 
des Sieges der mächtigen Waidstadt. — Zeugten nicht auch die zohl- 
losen Kirchen und Kapellen und frommen Stiftungen für den Wohl- 
stand der Stadt? Wie viele Tausende von Schock hatte der Dom 
mit seinem kostbaren Unterbau, hatte die Severinskirche gekostet! Wie 
viele Kapellen waren durch fromme Laien errichtet, wie manche Kicche 
erbaut worden! Auch nach anderer Seite hin bewies sich der Gemein-
	        
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