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Dagegen drehte sich lange Jahre, wenn auch mit Unterbrechungen,
ein Kampf um die zwischen Hessen, Mainz und Thüringen streitigen
Orte Eschwege, Sontra, Langensalza und Bischofsguttern. Der Krieg,
der dann in die Fehde zwischen Wilhelm von Meißen und dem Mainzer
Erzbischof mit auslief, begann zunächst mit einem Handel, den
wegen unrechtmäßiger Besteuerung seines Klerus Landgraf Hermann
von Hessen, mit dem Beinamen der Gelehrte, mit dem Erzbischof
Adolf von Mainz hatte. Da er auf dessen Vorstellungen nicht hörte,
so verband sich Adolf mit dem uns schon bekannten Otto dem Quaden
von Braunschweig und wußte auch Landgraf Balthasar zu gewinnen,
der noch bis vor kurzem in freundschaftlichem Verhältnis zu Landgraf
Hermann gestanden und u. a. dessen Ehebündnis mit Margaretha von
Hohenzollern 1383 befördert hatte. Aber vom Sternerkriege her hatte
er noch einige Forderungen an Hermann, gegen deren Begleichung
der hessische Landgraf sich gesträubt zu haben scheint. So trat er
auf Seite Adolfs und außer ihm und dem Braunschweiger noch unter-
schiedliche Grafen und Herren. Nach der Wegnahme von Sontra und
Eschwege lagerten die Verbündeten 1386 vor Kassel; mit Bürgern dieser
Stadt hatte Balthasar geheime Verbindung anzuknüpfen gewußt; weiße
Tücher sollten das Zeichen sein, wenn alles für die Erstürmung der
Stadt von ihnen vorbereitet sei. Aber das Komplott war rechtzeitig
von der umsichtigen Margaretha von Hohenzollern entdeckt worden,
das Zeichen blieb aus, und so mußte eine regelrechte Belagerung
beginnen; mehr als 200 Zentner Steinkugeln wurden durch die neu-
erfundenen Feuerbüchsen in die Stadt geschleudert; Otto der Quade
sandte — es war das eine besondere Kunst von ihm — 500 Feuerpfeile
in die Stadt. Aber die Kasseler hielten sich, ja sie machten Ausfälle
und sollen nach einem solchen zwei Wagenladungen Schuhschnäbel als
Beute im Triumphe mit heimgebracht haben; die Ritter pflegten solche
nämlich, wenn es zum Fußkampfe ging, von ihren Schnabelschuhen
abzuschneiden. Doch ließ sich endlich der Landgraf zu einer Sühne
herbei, um sein Land vor weiteren Verwüstungen zu bewahren. Aber
da beide Teile sich schließlich doch nicht an die Abmachungen kehrten,
so brach der Krieg von neuem aus und wieder legten sich die Fürsten
mit großer Heeresmacht vor Kassel. Die Aufteilung Hessens war
schon beschlossene Sache, Rettung schien kaum möglich. Aber die