Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Dagegen drehte sich lange Jahre, wenn auch mit Unterbrechungen, 
ein Kampf um die zwischen Hessen, Mainz und Thüringen streitigen 
Orte Eschwege, Sontra, Langensalza und Bischofsguttern. Der Krieg, 
der dann in die Fehde zwischen Wilhelm von Meißen und dem Mainzer 
Erzbischof mit auslief, begann zunächst mit einem Handel, den 
wegen unrechtmäßiger Besteuerung seines Klerus Landgraf Hermann 
von Hessen, mit dem Beinamen der Gelehrte, mit dem Erzbischof 
Adolf von Mainz hatte. Da er auf dessen Vorstellungen nicht hörte, 
so verband sich Adolf mit dem uns schon bekannten Otto dem Quaden 
von Braunschweig und wußte auch Landgraf Balthasar zu gewinnen, 
der noch bis vor kurzem in freundschaftlichem Verhältnis zu Landgraf 
Hermann gestanden und u. a. dessen Ehebündnis mit Margaretha von 
Hohenzollern 1383 befördert hatte. Aber vom Sternerkriege her hatte 
er noch einige Forderungen an Hermann, gegen deren Begleichung 
der hessische Landgraf sich gesträubt zu haben scheint. So trat er 
auf Seite Adolfs und außer ihm und dem Braunschweiger noch unter- 
schiedliche Grafen und Herren. Nach der Wegnahme von Sontra und 
Eschwege lagerten die Verbündeten 1386 vor Kassel; mit Bürgern dieser 
Stadt hatte Balthasar geheime Verbindung anzuknüpfen gewußt; weiße 
Tücher sollten das Zeichen sein, wenn alles für die Erstürmung der 
Stadt von ihnen vorbereitet sei. Aber das Komplott war rechtzeitig 
von der umsichtigen Margaretha von Hohenzollern entdeckt worden, 
das Zeichen blieb aus, und so mußte eine regelrechte Belagerung 
beginnen; mehr als 200 Zentner Steinkugeln wurden durch die neu- 
erfundenen Feuerbüchsen in die Stadt geschleudert; Otto der Quade 
sandte — es war das eine besondere Kunst von ihm — 500 Feuerpfeile 
in die Stadt. Aber die Kasseler hielten sich, ja sie machten Ausfälle 
und sollen nach einem solchen zwei Wagenladungen Schuhschnäbel als 
Beute im Triumphe mit heimgebracht haben; die Ritter pflegten solche 
nämlich, wenn es zum Fußkampfe ging, von ihren Schnabelschuhen 
abzuschneiden. Doch ließ sich endlich der Landgraf zu einer Sühne 
herbei, um sein Land vor weiteren Verwüstungen zu bewahren. Aber 
da beide Teile sich schließlich doch nicht an die Abmachungen kehrten, 
so brach der Krieg von neuem aus und wieder legten sich die Fürsten 
mit großer Heeresmacht vor Kassel. Die Aufteilung Hessens war 
schon beschlossene Sache, Rettung schien kaum möglich. Aber die
	        
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