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bestätigte auch er den früheren Gnadenbrief auf 20 Jahre und legte
den Predigermönchen, sowie dem leipziger Professor ewiges Still-
schweigen über diesen Streit auf. Und als nun 1511 die Frist ver-
strichen war, verlängerte sie Papst Julius II. auf neue 20 Jahre, da-
mit der Dom vollends ausgebaut werden möchte.
Hierbei darf auch die Stellung der Landesfürsten zur Kirche in den
Kreis der Betrachtung einbezogen werden. Albrecht der Beherzte, der
freilich den Interessen seines Landes durch seine friesischen Pläne elwos
entfremdet war, kümmerte sich weniger um die Ablaßfrage, obwohl er den
verschiedenen Geld eintreibenden päpstlichen Boten keinen Vorschub leistete
sondern sie höchstens zu dulden befahl. Ganz entschieden dagegen wor
sein Sohn Georg, der eine Zurückweisung des Ablasses bei den ernesi-
nischen Vettern in Anregung gebracht hatte, aber damit zu spät gekommen
war, weil diese schon ihre Einwilligung gegeben hatten. Es hatte ihm
übrigens, ganz dem Charakter des gesamten Handels entsprechend, der
schon oben genannte Dr. Günther von Bünau vorgestellt, wie Georg
an seinen Vater berichtet: „so er dieselbigen Boten mit dem Ablaß
nicht zuließe, dieweil sie doch von den Vettern, dem Markgrafen von
Brandenburg und andern zugelassen wären, so würden die Leute von
Albrechts Landen in die Gebiete der übrigen Fürsten laufen zur Er-
langung solchen Ablasses, und vielleicht mehr Geldes aus dem
Lande bringen, auch mit Zehrung andere Städte bessern
und ihre (eigene) Nahrung versäumen.“ Es unterliegt keinem
Zweifel, daß man die Gnade des durch Seine Heiligkeit vertretenen lieben
Gottes wohl kaum in einer würdigeren und den Geschäften vorteilhasteren
Weise hätte empfehlen können, namentlich zur Belehrung lediglich auf
Weltliches bedachter Fürsten. Es sind aber schon früher Spuren einer
Denkungsweise vorhanden, die das geistliche Amt und seine Würde recht
wohl zu unterscheiden wußten von der jeweiligen Individualität seiner
Inhaber und deren Würdigkeit. Friedrich der Ernsthafte 3. B. machte mit
den erfurter Dominikanern, die seinem Schwiegervater Ludwig dem Baher
nicht günstig gesinnt waren, weil er damals die Franziskaner beschütte
und, mit der päpstlichen Kurie in Streit liegend, von dieser gebannt
war, ganz kurzen Prozeß, als sie infolge der kirchlichen Zensur Kailer
Ludwig keine Ehrerbietung erweisen wollten: er ließ sie in ihrem
Kloster durch seine Knechte blockieren und sie dem Hunger, eventuels,