Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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an Bier und Wein in den ihren Wohlstand vermehrenden Städten. 
Hopfen, der urkundlich für Thüringen zuerst 1285 erwähnt wird, fand 
besonders Pflege um Jena, Gotha, Ohrdruf, Waltershausen und ver- 
rät sich auch da, wo heute keine Spur mehr davon zu finden ist, durch 
Bezeichnung von Ortlichkeiten, wie Hopfenberg, Hopfenspitze, Hopfen- 
garten und ähnliche mehr bei einer Menge anderer kleinerer Ort- 
schaften. Ganz hervorragend war ferner der Weinbau in Thüringen 
entwickelt. Während heute infolge des zunehmenden Handelsverkehrs, 
der gesteigerten Ansprüche an gute Sorten, der höheren für Getreide 
erzielten Preise und vor allem der Verwüstungen durch die großen 
Kriege der Weinbau sehr zurückgedrängt und auf den südlichen Teil 
des Herzogtums Koburg, auf die Saalufer unterhalb Saalfeld und 
die untere Unstrut beschränkt worden ist, gewinnen wir am Ausgang des 
Mittelalters ein unendlich reicheres Bild von der Weinkultur. In den 
südlichen Vorlanden bei Kronach und Marktschorgast, im Itzgebiet 
nahe bei Koburg und in dieser Stadt selbst, im Grabfelde und noch 
im Kreise Schmalkalden, an der Werra herunter, bei Eisenach, an den 
Hörselbergen, in und um Gotha, bei Arnstadt, vor allem aber in der 
Umgegend von Erfurt und in der Stadt selbst, endlich im ganzen 
Saalethale — allenthalben fand die Rebe ausgedehnte Pflege und 
gab meist einen guten Ertrag. Allerdings, wie schon im vorigen 
Kulturabschnitt gesagt wurde, entsprach die Qualität nicht immer der 
Quantität des erzeugten Getränkes. Noch bis 1336 war, nach 
einer gleichzeitigen Klage, der thüringische Wein so sauer, daß er 
die Schnauzen des eisernen Gefäßes anfraß, aus dem er geschenkt 
wurde. Noch Luther sagte: Jene ubi acetum erescit (Jena, wo der 
Essig wächst) und ganz ähnlich soll Karl V. geäußert haben: bei Jena 
und Kahla wachse der Essig am Stabe. Anderseits rühmt der ge- 
lehrte Humanist Eobanus Hessus (gest. 1540) den Erfurter Wein und 
zieht ihn in einer seiner Idyllen dem Rheinwein vor; freilich ver- 
dankte er der Stadt und ihrer Universität sehr viel. Doch ließ sich 
auch Melanchthon, wie wir zufällig wissen, von Jena Wein nach 
Wittenberg schicken. 
Daß bei dem milden Klima Garten= und Obstbau in den 
Thüringer Gebirgsmulden besonders gediehen, wurde schon früher er- 
wähnt, und besonders, daß der Mittelpunkt dieser Kultur Erfurt war.
	        
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