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an Bier und Wein in den ihren Wohlstand vermehrenden Städten.
Hopfen, der urkundlich für Thüringen zuerst 1285 erwähnt wird, fand
besonders Pflege um Jena, Gotha, Ohrdruf, Waltershausen und ver-
rät sich auch da, wo heute keine Spur mehr davon zu finden ist, durch
Bezeichnung von Ortlichkeiten, wie Hopfenberg, Hopfenspitze, Hopfen-
garten und ähnliche mehr bei einer Menge anderer kleinerer Ort-
schaften. Ganz hervorragend war ferner der Weinbau in Thüringen
entwickelt. Während heute infolge des zunehmenden Handelsverkehrs,
der gesteigerten Ansprüche an gute Sorten, der höheren für Getreide
erzielten Preise und vor allem der Verwüstungen durch die großen
Kriege der Weinbau sehr zurückgedrängt und auf den südlichen Teil
des Herzogtums Koburg, auf die Saalufer unterhalb Saalfeld und
die untere Unstrut beschränkt worden ist, gewinnen wir am Ausgang des
Mittelalters ein unendlich reicheres Bild von der Weinkultur. In den
südlichen Vorlanden bei Kronach und Marktschorgast, im Itzgebiet
nahe bei Koburg und in dieser Stadt selbst, im Grabfelde und noch
im Kreise Schmalkalden, an der Werra herunter, bei Eisenach, an den
Hörselbergen, in und um Gotha, bei Arnstadt, vor allem aber in der
Umgegend von Erfurt und in der Stadt selbst, endlich im ganzen
Saalethale — allenthalben fand die Rebe ausgedehnte Pflege und
gab meist einen guten Ertrag. Allerdings, wie schon im vorigen
Kulturabschnitt gesagt wurde, entsprach die Qualität nicht immer der
Quantität des erzeugten Getränkes. Noch bis 1336 war, nach
einer gleichzeitigen Klage, der thüringische Wein so sauer, daß er
die Schnauzen des eisernen Gefäßes anfraß, aus dem er geschenkt
wurde. Noch Luther sagte: Jene ubi acetum erescit (Jena, wo der
Essig wächst) und ganz ähnlich soll Karl V. geäußert haben: bei Jena
und Kahla wachse der Essig am Stabe. Anderseits rühmt der ge-
lehrte Humanist Eobanus Hessus (gest. 1540) den Erfurter Wein und
zieht ihn in einer seiner Idyllen dem Rheinwein vor; freilich ver-
dankte er der Stadt und ihrer Universität sehr viel. Doch ließ sich
auch Melanchthon, wie wir zufällig wissen, von Jena Wein nach
Wittenberg schicken.
Daß bei dem milden Klima Garten= und Obstbau in den
Thüringer Gebirgsmulden besonders gediehen, wurde schon früher er-
wähnt, und besonders, daß der Mittelpunkt dieser Kultur Erfurt war.