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dem Bauern fernerhin die Frohndienste für die Gutsherrschaft, die
natürlich die erste Kraft und damit die Arbeitslust dem Bauem
raubten. Als Gegengewicht wirkte auch hier wieder die Kirche, info-
fern sie ihre bäuerlichen Unterthanen nicht zum vollen ausnützte,
sondern ihnen eine menschenwürdige Existenz gönnte. Das ist dann
auch in den herzoglichen und kurfürstlichen Amtern teils aus persön-
licher Menschenfreundlichkeit, teils aus praktischer Rücksicht auf die
von den Gütern zu erzielenden Einnahmen zum Ausdrucke gekommen.
In dieser Hinsicht ist das Zeitalter Albrechts des Beherzten und seines
Bruders Ernst nicht ohne Bedeutung. Unter den Vertretern der
Kirche ist wieder zu nennen der schon rühmlich erwähnte Bischof von
Meißen Johann von Saalhausen, der sogar selbst einen Bericht
über seine reiche Thätigkeit hinterlassen hat. Seine Vorgänger hatten
sich nicht besonders ausgezeichnet, weder wirtschaftlich, noch auch immer
moralisch. Und so fand dieser Volkswirt reichlich Gelegenheit, mit
kundigem Auge sein Talent zu bethätigen. Er trat damit in die
Jußstapfen jenes Konrad von Wallhausen, seines Vorgängers auf dem
Meißner Stuhle im 14. Jahrhundert, der in so umfänglicher Thälig-
keit für den Weinbau gesorgt hatte. Auch Johann von Saalhausen
suchte überall den Weinbau zu fördern, wie denn auch hier im
Meißner= und Osterlande die Rebe in einem uns heute ganz fremd
gewordenen Maße Pflege gefunden hat. Altenburg, Pegau, Zei#,
Leipzig, Roßwein, Nossen und andere werden neben Meißen durch
urkundliche Belege als reichlich weinbauend erwiesen. Der genamte
Johann von Saalhausen sorgte aber auch in umffänglicher Weise
für die Gewinnung neuen Ackerlandes, für die Anlage von Wiesen-
kultur, für den Neubau der von ihm wüst und zerstört vorgefun-
denen Schlösser und Häuser seines Sprengels. Für Obst= und
Waldwirtschaft hatte er ein verständnisvolles Auge. Die Burg von
Stolpen, seinen Lieblingssitz, stattete er mit edlen und guttragenden
Obstbäumen aus, deren Anblick und Duft während der Blütezeit den
Wanderer entzückte. Auch für eine rationelle Ausnützung des Wald=
bestandes sorgte er, indem er Brettmühlen, namentlich in Wald=
distrikten, anlegen ließ, immer übrigens darauf bedacht durch persön-
lichste Mitwirkung den Abgang an Bäumen durch Neuanpflanzungen
wieder zu ersetzen. Von höchster Wichtigkeit war ferner, daß dieser