Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Märtyrer Severus, Severianus, Carpophorus und Viktorinus, die, 
heimliche Christen, vom Kaiser Diokletian mit dem Bau eines heid- 
nischen Tempels beauftragt, sich dessen geweigert hätten und darum 
in die Tiber gestürzt worden seien. Auch hatten die Bauhütten eine 
gemeinsame Organisation, indem über allen die vier großen Haupt- 
hütten zu Straßburg, Köln, Wien und Bern standen. Die Bauhütten 
zu Rochlitz und Meißen erkannten die zu Straßburg als ihr Ober- 
haupt an. Die Statuten der Rochlitzer Bauhütte, die schon lange 
Jahre bestanden und von der wir schon zum Jahre 1450 Kunde 
haben, wurde im Jahre 1464 von Friedrich dem Sanftmütigen be- 
stätigt. Auf Näheres wird in einem späteren Kapitel einzugehen sein. 
Vollsbildung, Wissenschaft und Kunst. 
Für die Bildung und den Unterricht des niederen Volkes geschah 
nach wie vor wenig oder nichts. Demgemäß war die Kunst des Schrei- 
bens und Lesens mitunter selbst in höchsten Kreisen unbekannt. Herzog 
Wilhelm der Einäugige konnte beides nicht; „als wist, daz wir ny zu 
keiner schule gegangen habin, daz wir leider wider schriben noch lesen 
konnen“, läßt er unter dem 4. Januar 1405 an den Rat von Frank- 
furt am Main schreiben. Kurfürst Ernst war des Lateinischen unkundig, 
was ihm bei seinem Besuche in Rom 1480 sehr unangenehm war. 
Die Dom= und Klosterschulen beschränkten ihre Thätigkeit fast aus- 
schließlich darauf, eine gelehrte Bildung zu vermitteln, namentlich für 
den geistlichen Stand vorzubereiten, und vernachlässigten den eigentlichen 
Volksunterricht. Es wurde schon in dem früheren Kulturabschnitt darauf 
aufmerksam gemacht, daß das erstarkende Bürgertum den Mangel an 
Schulung sehr schmerzlich empfand, und daß man infolgedessen an die 
Gründung von Stadtschulen ging, dadurch freilich vielfach da, wo sich 
schon Stifts= oder Klosterschulen befanden, mit der Geistlichkeit in Streit 
geriet. Es ist dabei auf die leipziger Nikolaischule und den Widerstand der 
Augustiner Chorherren hingewiesen worden. So weit wie in Stendal ging 
hier allerdings der geistliche Zorn nicht; denn als da 1338 der Rat ein 
eigenes Schulhaus hatte erbauen lassen, bewirkten Propst und Dechant 
des Domstiftes, daß der Rat gebannt und sämtlicher Unterricht 
auf einige Zeit eingestellt wurde: doch kam vier Jahre später ein
	        
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