Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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dem Rate günstiger Vergleich zu stande. Es wurde auch schon der 
verschiedenen Stadtschulen zu Zwickau, Freiberg, Chemnitz, Dresden, 
Torgau und Gotha gedacht. Ergänzend ist hinzuzufügen, daß in Jena 
sich 1364 das Nonnenkloster zu St. Michael mit dem Stadtrate und 
den Handwerksmeistern der Innungen dahin einte, den Schulmeister 
gemeinsam zu ernennen und zu entlassen. In der Lausitz wird am 
frühesten, nämlich 1310, eine Stadtschule erwähnt zu Zittau; später 
bestanden Stadtschulen zu Bautzen, Kamenz und Löbau. Auch das 
Gebirge blieb nicht zurück. Die in der zweiten Hälfte des 15. Jahr- 
hunderts gegründete Stadtschule zu Schneeberg war später sehr be- 
rühmt, und die Stadtschulen zu Marienberg und Annaberg sind auch 
um diese Zeit entstanden. Die zwickauer Schule kam besonders in 
Aufschwung durch die reichen Zuwendungen des früher bei Gelegen- 
heit des erzgebirgischen Bergbaues mehrfach erwähnten Martin Römer. 
Nachdem das nach den Bränden von 1387 und 1403 aufgesührte 
Schulgebäude sich als unzulänglich erwiesen hatte, ließ Martin Römer 
auf seine Kosten — der Bau kostete ihn 800 Gulden — ein massibes 
und drei Stock hohes Gebäude auf dem Frauenkirchhofe errichten und 
bestimmte zum Unterhalte die nötigen Summen. Zu Ende des 15. Jahr- 
hunderts stand die Schule in solchem Rufe, daß sie unter dem Schul- 
meister Mag. Valentin Strödel gegen 900 Schüler gezählt haben fol 
und zwar kamen diese nicht nur aus Sachsen, sondern waren aus 
Bayern, Salzburg, Schwaben, Franken in größerer Anzahl nach dieer 
Pflegstätte des Wissens geeilt. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts 
entstanden auch die Stadtschulen zu Oschatz und Roßwein, und wurde 
die Verwaltung der Torgauer Schule vom Stadtrate übernommen. 
Hier wurde großes Gewicht auf die Pflege des Gesanges gelegt, und 
es war mit der Schule ein Alumneum verbunden, wie mit der leipziger 
Thomasschule späterhin ebenfalls. « 
Auch bei den Stadtschulen war Hauptlehrgegenstand das Latein, 
für das als Lehrbücher noch immer die dem Altertume entstammenden 
Werke des Donat, Aristarch und Priscian im Gebrauche waren. Mauche 
Büchersammlungen besaßen diese Schriften in mehreren Exemplaren 
und verliehen sie gegen entsprechende Entschädigung an die Schller, 
die sie dann wohl abschrieben, da bei der Kostbarkeit der Bücher nur 
wenige sie sich anzuschaffen vermochten. Einen großen Einfluß auf
	        
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