Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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das Meißnische kämen. In der Praxis stellten sich dann aber die 
meißnischen Bauern, wie Thomas zu seinem Leidwesen zu erfahren 
hatte, doch ganz anders an. Die Schar Bacchanten, zu der Platter 
gehörte, erreichte u. a. Naumburg, und hier bewies sich, wie auch 
vielfach anderwärts, der Zunstgeist der Scholaren. Die Neuankömm- 
linge blieben da mehrere Wochen; etliche Schützen gingen in die Stadt 
und sangen, andere aber gingen „heischen“. Eine Schule besuchten 
sie aber alle miteinander nicht. Das wollten weder die andern Schiler 
leiden, noch auch der Schulmeister. Der letztere ließ den schweizer 
Bacchanten entbieten, sie sollten in seine Schule kommen oder man 
würde sie fassen. Der eine von ihnen, ein gewisser Antoni Schall- 
bether, ließ zurückantworten: er möchte nur kommen! Und da noch 
etliche Schweizer zu Naumburg waren, so gaben diese ihren Lands- 
leuten einen Wink, an welchem Tage man kommen würde. Da trugen 
die kleinen Schützen Steine aufs Dach und die größeren Bacchanten 
postierten sich an die Thüre der Herberge. Als nun der Schulmeister 
mit seinen Schützen und Bacchanten kam, warfen die Kleinen wacker 
mit ihren Steinen und die Großen machten einen ordentlichen Aus- 
sall, so daß die Angreifer sich zurückziehen mußten. Natürlich nahm 
nun der Schulmeister die Obrigkeit in Anspruch; mittlerweile aber 
hatten die Schweizer schon das Stadtviertel von Naumburg geräumt 
und sich nach einem andern begeben, nicht ohne dem Nachbar ihres 
Herbergsvaters drei fette Gänse, die er für die Hochzeit seiner Tochter 
gemästet hatte, zu entfremden. Die verzehrten die Bacchanten mit 
anderen Schweizern, die zu ihnen gekommen waren, in der andem 
Vorstadt, zechten weidlich dazu, zogen aber dann nach Halle, wo sie 
eine Zeit lang die Schule zu St. Ulrich besuchten. 
Auch Thomas Platter hatte sich reichlich über schlechte Behand- 
lung seitens seines Bacchanten zu beklagen. Er entlief ihm also und 
wandte sich nach Dresden. „Dort war aber keine gute Schule und 
auf der Schule in den Habitazen (Schlafkammern der fremden Schüler) 
alles voll Läuse, daß wir sie zur Nacht im Stroh unter uns kuistern 
gehört haben.“ 
Der Bacchant aber, der seine Schützen so übel behandelt 
hatte, wurde dafür reichlich bezahlt, wenn er bis zur hohen Schule 
wenn er bis zur Universität vordrang. Dann mußte er deponieren.
	        
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