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das Meißnische kämen. In der Praxis stellten sich dann aber die
meißnischen Bauern, wie Thomas zu seinem Leidwesen zu erfahren
hatte, doch ganz anders an. Die Schar Bacchanten, zu der Platter
gehörte, erreichte u. a. Naumburg, und hier bewies sich, wie auch
vielfach anderwärts, der Zunstgeist der Scholaren. Die Neuankömm-
linge blieben da mehrere Wochen; etliche Schützen gingen in die Stadt
und sangen, andere aber gingen „heischen“. Eine Schule besuchten
sie aber alle miteinander nicht. Das wollten weder die andern Schiler
leiden, noch auch der Schulmeister. Der letztere ließ den schweizer
Bacchanten entbieten, sie sollten in seine Schule kommen oder man
würde sie fassen. Der eine von ihnen, ein gewisser Antoni Schall-
bether, ließ zurückantworten: er möchte nur kommen! Und da noch
etliche Schweizer zu Naumburg waren, so gaben diese ihren Lands-
leuten einen Wink, an welchem Tage man kommen würde. Da trugen
die kleinen Schützen Steine aufs Dach und die größeren Bacchanten
postierten sich an die Thüre der Herberge. Als nun der Schulmeister
mit seinen Schützen und Bacchanten kam, warfen die Kleinen wacker
mit ihren Steinen und die Großen machten einen ordentlichen Aus-
sall, so daß die Angreifer sich zurückziehen mußten. Natürlich nahm
nun der Schulmeister die Obrigkeit in Anspruch; mittlerweile aber
hatten die Schweizer schon das Stadtviertel von Naumburg geräumt
und sich nach einem andern begeben, nicht ohne dem Nachbar ihres
Herbergsvaters drei fette Gänse, die er für die Hochzeit seiner Tochter
gemästet hatte, zu entfremden. Die verzehrten die Bacchanten mit
anderen Schweizern, die zu ihnen gekommen waren, in der andem
Vorstadt, zechten weidlich dazu, zogen aber dann nach Halle, wo sie
eine Zeit lang die Schule zu St. Ulrich besuchten.
Auch Thomas Platter hatte sich reichlich über schlechte Behand-
lung seitens seines Bacchanten zu beklagen. Er entlief ihm also und
wandte sich nach Dresden. „Dort war aber keine gute Schule und
auf der Schule in den Habitazen (Schlafkammern der fremden Schüler)
alles voll Läuse, daß wir sie zur Nacht im Stroh unter uns kuistern
gehört haben.“
Der Bacchant aber, der seine Schützen so übel behandelt
hatte, wurde dafür reichlich bezahlt, wenn er bis zur hohen Schule
wenn er bis zur Universität vordrang. Dann mußte er deponieren.