Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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wie der Kunstausdruck lautete, d. h. unter demütigenden und zum 
Teil auch schmerzhaften Zeremonien, zu denen unter anderen das 
Abhobeln und Abschleifen gehörte, sein Schülerkleid und sein un- 
gehobeltes und ungeschliffenes Wesen ablegen. 
Wir wissen, daß für das Abendland die berühmteste Univer sität 
im Mittelalter die pariser war, hervorgegangen aus der Domschule 
auf der Seineinsel und den Klosterschulen zu Ste. Geneviève und St. 
Viktor auf dem linken Seineufer. Der Ruf der großen Lehrer, die 
hier unterrichteten, vor allem Abälards, zog in der ersten Hälfte des 
12. Jahrhunderts lernbegierige Jünglinge aus allen Nationen nach 
Paris. Nächst der pariser Universität war die berühmteste die zu 
Bologna. Während aber zu Paris das Studium der Theologie den 
Krystallisationspunkt bildete, stand zu Bologna das Rechtsstudium und 
dann das der Medizin im Mittelpunkte des gelehrten Interesses. Für 
die deutschen Gründungen war lediglich die pariser Universität maß- 
gebend. Es ist bekannt und bei den französischen Beziehungen dieses 
Königs nicht zu verwundern, daß Karl IV. für die voy ihm 1348 
gegründete prager Universität durchaus die pariser zum Vorbilde 
nahm. Die zweite Universität auf deutschem Boden war die wiener, 
eine Stiftung Herzog Rudolfs IV. vom Jahre 1365. Der baldige 
Tod des Stifters verhinderte jedoch die eigentliche Ausführung seiner 
Pläne, und die Anstalt bestand zunächst fast zwanzig Jahre nur dem 
Namen nach. Dann aber brachte die Zerstreuung der pariser Lehrer- 
schaft infolge der seit 1378 bestehenden Kirchenspaltung neues Leben 
auch nach Wien. Die pariser Universität hatte Urban VI., den Papst 
der römischen Partei, anerkannt, die französischen Könige dieser Zeit 
(Karl V. und Karl VI) hielten es mit dem Gegenpapste zu Avignon, 
Clemens VII., und nötigten hierzu schließlich auch die Universität. Die 
Minorität aber, zu der auch die nicht unansehnliche deutsche Gelehrten= 
schaft gehörte, hielt fest an dem römischen Papst und verlangte zur 
Beilegung der Kirchenspaltung ein allgemeines Konzil. Endlich ver- 
ließ 1383 die größere Anzahl der deutschen Magister und Scholaren 
unter der Führung des Magisters Heinrich von Langenstein aus Hessen 
Paris. Diesen Mann und andere aus der französischen Hauptstadt 
gewichene Magister gewann Herzog Albrecht, der Bruder und Nach- 
folger Rudolfs, für die verwaiste wiener Gründung, so daß also auch
	        
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