— 991 —
wie der Kunstausdruck lautete, d. h. unter demütigenden und zum
Teil auch schmerzhaften Zeremonien, zu denen unter anderen das
Abhobeln und Abschleifen gehörte, sein Schülerkleid und sein un-
gehobeltes und ungeschliffenes Wesen ablegen.
Wir wissen, daß für das Abendland die berühmteste Univer sität
im Mittelalter die pariser war, hervorgegangen aus der Domschule
auf der Seineinsel und den Klosterschulen zu Ste. Geneviève und St.
Viktor auf dem linken Seineufer. Der Ruf der großen Lehrer, die
hier unterrichteten, vor allem Abälards, zog in der ersten Hälfte des
12. Jahrhunderts lernbegierige Jünglinge aus allen Nationen nach
Paris. Nächst der pariser Universität war die berühmteste die zu
Bologna. Während aber zu Paris das Studium der Theologie den
Krystallisationspunkt bildete, stand zu Bologna das Rechtsstudium und
dann das der Medizin im Mittelpunkte des gelehrten Interesses. Für
die deutschen Gründungen war lediglich die pariser Universität maß-
gebend. Es ist bekannt und bei den französischen Beziehungen dieses
Königs nicht zu verwundern, daß Karl IV. für die voy ihm 1348
gegründete prager Universität durchaus die pariser zum Vorbilde
nahm. Die zweite Universität auf deutschem Boden war die wiener,
eine Stiftung Herzog Rudolfs IV. vom Jahre 1365. Der baldige
Tod des Stifters verhinderte jedoch die eigentliche Ausführung seiner
Pläne, und die Anstalt bestand zunächst fast zwanzig Jahre nur dem
Namen nach. Dann aber brachte die Zerstreuung der pariser Lehrer-
schaft infolge der seit 1378 bestehenden Kirchenspaltung neues Leben
auch nach Wien. Die pariser Universität hatte Urban VI., den Papst
der römischen Partei, anerkannt, die französischen Könige dieser Zeit
(Karl V. und Karl VI) hielten es mit dem Gegenpapste zu Avignon,
Clemens VII., und nötigten hierzu schließlich auch die Universität. Die
Minorität aber, zu der auch die nicht unansehnliche deutsche Gelehrten=
schaft gehörte, hielt fest an dem römischen Papst und verlangte zur
Beilegung der Kirchenspaltung ein allgemeines Konzil. Endlich ver-
ließ 1383 die größere Anzahl der deutschen Magister und Scholaren
unter der Führung des Magisters Heinrich von Langenstein aus Hessen
Paris. Diesen Mann und andere aus der französischen Hauptstadt
gewichene Magister gewann Herzog Albrecht, der Bruder und Nach-
folger Rudolfs, für die verwaiste wiener Gründung, so daß also auch