Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Merseburg zu ewigem Gefängnis übergeben, kleine Diebe von der Uni- 
versität ausgeschlossen, größere aber ebenfalls dem genannten Bischof aus- 
geliefert werden. Inwiefern diese Bestimmung 1481 durch eine Bulle 
des Papstes Sixtus IV. abgeändert wurde, indem die Studenten in 
allen Fällen nur vor ihrem Rektor Rede zu stehen hätten, läßt sich 
nicht genau bestimmen. Für die Straßengerichtsbarkeit wurde schon 
auf das Edikt von 1452 über die die nächtliche Ruhe störenden Studiosi 
weiter oben hingewiefen. 
Die Lehrer der Universitäten standen in dem bisher durchmessenen 
Zeitraume noch völlig unter der Herrschaft der vorerwähnten Scholastik. 
d. h. jener Richtung, die die Philosophie zur Magd der Theologie 
machte und in seltsamem Widerspruche das Nachdenken über theolo- 
gische Gegenstände zwar gestattete, aber nicht ein solches, das zu 
anderen Resultaten als zu den von der Kirche anerkannten führte. 
Schließlich konnten sich weder die Medizin nebst den von ihr mit ver- 
tretenen Naturwissenschaften, noch auch die Jurisprudenz diesem Einflusse 
entziehen. Es ist hier jedoch nicht der Ort, auf die scholastischen 
Hauptrichtungen einzugehen, noch weniger auf die durch den beschränkt 
gehaltenen Denkkreis hervorgerufenen Grübeleien, die das 15. Jahr= 
hundert charakterisieren. Es soll damit nur erklärt werden, wie in 
Leipzig, wo man noch streng an der scholastischen Ülberlieferung trotz 
der Sympathien Herzogs Georg des Bärtigen mit dem Humanisnus 
hielt, sich wenig von dem Aufschwunge zeigt, der diese Hochschule 
später zu einer der ersten Deutschlands machen sollte, während Erfurt 
dagegen, der neuen Zeitrichtung des Humanismus folgend, von dem 
alsbald die Rede sein wird, schon am Ende dieser Periode eine 
herrschende Stellung einnahm. Die anfänglich zu Leipzig wirkenden 
Lehrer, wie Otto von Münsterberg, Johann Hoffmann, Vincenz Gruner, 
waren sicher bei ihren Zuhörern hochangesehene Gelehrte, ohne 
darum bei der damaligen Lehrweise epochemachend über ihren Kreis 
hinausgreifen zu können. Dagegen trat der Dr. Johannes Cuno, der 
einer der gelehrtesten Mönche des Dominikanerklosters zu St. Pauli 
war und seine Doktorwürde der leipziger Universität verdankte, im 
Jahre 1444 dadurch hervor, daß er gegen die Wallfahrten zum heiligen 
Blut nach Wilsnack bei Havelberg in der Mark in die Schranken trat. 
mit ihm übrigens auch ein meißner Franziskaner, Sebastian Kalbe.
	        
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