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ausweisen, jährlich für die Gemahlinnen Ernsts und Albrechts zweimal
ein Mittel aus Kalmus, Ingwer, Zitwer und langem Piper (Pfeffey)
bereitet und kostete solches allemal 7 Groschen. — Zur Zeit Albrechts
war als Professor der Medizin in Leipzig besonders angesehen der
Dr. Schmiedeberg. Nach seinem Tode kamen für die Besetzung der
erledigten Kollegiatur Dr. Pistoris und Dr. Landsberger in Berracht.
Herzog Georg, damals Regent für seinen in den Niederlanden ab-
wesenden Vater, empfahl den ersteren mehr, wenigstens zwischen den
Zeilen, obgleich Albrecht dem anderen Kandidaten die Stelle verheißen
hatte; deshalb machte Georg den Vorschlag, auch diesem eine Kollegiatur
zu verleihen. Damals lebte zu Leipzig auch der Dr. Martin Pollich von
Mellerstadt, der dann Leibarzt Friedrichs des Weisen wurde und viel
beigetragen hat zu der 1502 erfolgten Gründung der wittenberger
Universität, während Dr. Pistoris, der sich mit ihm über die Ent-
stehung der früher erwähnten neapolitanischen oder Franzosen-
krankheit erzürnt hatte, ebenfalls von Leipzig wegging und der
Mitbegründer der Universität Frankfurt a. O. wurde. Eine be-
sondere Erwähnung verdient Magnus Hundt aus Magdeburg, der
nach der Möglichkeit dieser Zeit Magister der freien Künste, Doktor
der Theologie, Baccalarius der Medizin war und auch in der Juris-
prudenz Kenntnisse besaß, und — der Grund, warum er hier erwähnt
wird — in seinem 1501 zu Leipzig erschienenen Anthropologium einen,
wenn auch mit rohen Abbildungen ausgestatteten Abriß der Anatomiebol.
Für die Gestaltung der Artistenfakultät war im Ausgang des
15. Jahrhunderts, der die Überleitung zur Reformation bildete, der
in Deutschland mächtig sich entfaltende Humanismus und — ber
Gegensatz dazu maßgebend. Das Interesse, das sich auf italienischem
Boden namentlich durch Petrarcas Anregung für die antike römische
Litteratur entwickelt hatte, war besonders seit der Zeit der Konzilia
auch nach Deutschland herübergedrungen. Die Zerstörung von Konstanki-
nopel im Jahre 1453 brachte zunächst nach Stalien, bald aber auch
nach Oberdeutschland und Frankreich Lehrer der griechischen Sprache.
Es ist nicht hoch genug anzuschlagen, welchen ungeheuren Eindruck das
Studium der beiden klassischen Sprachen auf die geistige Entwickelung
des ausgehenden Mittelalters ausgeübt hat. Eine ganz neue, gro-
artige Welt, eine fast nach Jahrtausenden zählende imponierende Kultur,