Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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einen Ruf besaß. Als Arzt und Professor der Medizin hatte sich 
Amplonius von Buch (de Fago), der 1394 Rektor der Universität 
gewesen war, nicht nur Ruhm, sondern auch Geld erworben; er stiftete 
davon im Jahre 1433 das Kollegium zur Himmelspforte, das vorher 
ein Judenhaus gewesen war und das 1412 der Rat, wohl infolge 
der großen Judenverfolgung, erworben hatte. Über zwei Kollegiaturen 
dabei hatte der Rat zu disponieren; die Stiftung wäre schon cher 
erfolgt, wenn sich nicht Differenzen zwischen dem Rat und dem Stster 
ergeben hätten. Auch war Amplonius Fagus der Besitzer einer sehr be- 
deutenden Bibliothek. Im Jahre 1448 kam dann das vom Rate dotierte 
Marienkollegium dazu; der Rat sorgte auch, wie wir sahen, schon früher 
für die Studenten, indem er 1367 den Nonnen zu Cöln in Thüringen 
ihren Hof in der Neustadt zu Erfurt abkaufte und darin Miekwohnungen 
für die Studenten einrichtete. Auf dem Konzil zu Kostnitz ließ sich 
Erfurt durch den Professor der Theologie Dr. Johann Bachariae 
vertreten, der dem Augustinerorden angehörte. Er disputierte da so ge- 
waltig gegen Hussens Lehre, daß er die sonst von Päpsten nur verdienst- 
vollen Fürsten und Prälaten geschenkte geweihte goldene Rose, da es 
damals noch keinen anerkannten Papst gab, vom Konzil verehrt bekam 
mit der Erlaubnis, sie an seinem Barett tragen zu dürfen. Das hat 
er auch immer gethan und ist auch auf seinem Grabstein in der 
Augustinerkirche, wo er 1428 bestattet wurde, mit dieser Rose abgebildet 
worden. Von der Blüte der Universität zeugt auch die Berufung von 
Erfurtern neben Leipzigern an die Universität Rostock, deren erster 
Rektor der erfurter Professor Mag. Petrus Steinbeck war. Eine ganz 
besondere Blüte erhielt aber die Hochschule am Ende dieser Periode, 
als der Humanismus seinen siegreichen Einzug in Erfurt hielt. Es 
ist für die Entwickelung Luthers entschieden von Bedeutung gewesen 
daß er gerade während dieses Üibergangs seine Studien in Eifurt 
betrieben hat. Hiervon wird noch an einschlagender Stelle die Rede 
sein. Die Universität ließ es sich auch angelegen sein, vornchne 
Herren durch Verleihung von akademischen Würden zu gewinnen; es 
finden sich in der Matrikel des 15. Jahrhunderts 58 thüringische 
und sächsische Fürsten und Grafen aufgezählt, die in Ersurt studierten 
und 20 Rektoren vom hohen Adel. So war 1458 Johann Graf 
zu Henneberg Rector magnifcentissimus, eigentlicher Rektor aber
	        
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