Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1009 — 
der berühmte Theolog Mag. Johann Ruchrat von Oberwesel, auch 
Johann von Wesel genannt, der durch seine Schriften über den 
Petrus Lombardus (i#. 1164) der Universität zu Ansehen verhalf, 
mehr aber noch durch seinen gelegentlich des Jubeljahres heraus- 
gegebenen Traktat wider den päpstlichen Ablaß, worin er mit 
ebenso großer Kühnheit auftritt, wie später der wittenberger Mönch 
( 1481). Damals lebte auch der karthäuser Mönch Johannes Hagen, 
von dem schon die Rede war, daß er die ihm geschenkte Butter in 
die Ollampe that, um nachts desto besser studieren zu können. Er 
trat in zahlreichen Abhandlungen als Gegner des vorgenannten auf 
den Plan und schrieb auch über die Kalandsbrüderschaften, von deren 
Wesen schon berichtet wurde, also eine für jene Zeit immerhin auf- 
fallende kulturhistorische Schrift. 
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf das litterarische Leben 
dieser Periode, namentlich was die Geschichtschreibung anlangt, so steht 
in ihr, wie in der vorigen, Thüringen Meißen und dem übrigen 
Sachsen voran, und in Thüringen bilden Eisenach und Erfurt Mittel- 
punkte dieses Schaffens. Die noch lateinisch geschriebene Stadtchronik 
von Erfurt, die mit dem Jahre 1422 abbricht, wurde früher einem 
gewissen Theodorich Engelhus aus Eimbeck zugeschrieben; da dessen 
Aufenthalt in Erfurt jedoch nicht nachweisbar ist und das genannte 
Chronikon nur Auszüge aus den älteren Peterschroniken fand, während 
das Hauptwerk des Mannes, nämlich eine Weltgeschichte, einen bedeu- 
tenderen Charakter zeigt, so hat man an der Autorschaft wohl mit 
Recht gezweifelt. Engelhus soll 1434 zu Wittenberg, wo er eine 
Pfründe besaß, gestorben sein. — Dagegen ist von höchster Be- 
deutung für die thüringische Landesgeschichte, schon darum, weil sie 
in deutscher Sprache geschrieben ist, die thüringische Chronik des Jo- 
hannes Rothe, der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu 
Kreuzburg an der Werra geboren wurde. 1387 begegnet er zuerst in 
einer Urkunde als Priester des Marienstiftes zu Eisenach, wo er 
später auch Scholastikus und Kanonikus wurde. Wichtiger war nrch, 
daß er eine Zeit lang als bischöflicher Kaplan und vor allem als Stadt- 
schreiber von Eisenach mit dem öffentlichen Leben in Verbindung trat. 
In dieser letzten Stellung hatte er an der Sammlung der erfurter 
Rechtsbücher hervorragenden Anteil. Auch als Dichter in deutscher 
Sturmhoefkel, Geschichte der süchsischen Lande. 64
	        
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