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Sprache trat er auf mit einem „Ritter-Spiegel“ benannten Gedichte
von 4108 Versen, das vielleicht für junge thüringische Prinzen
bestimmt war, und in einer poetischen Lebensbeschreibung der heiligen
Elisabeth. Rothe führte sein großes historisches Werk, das immer
bemüht ist, die thüringische Landesgeschichte mit der Reichs= und Welt-
geschichte in Verbindung zu halten, bis 1421; dürftigere Notizen, die
dann folgen und bis zum Jahre 1440 reichen, rühren nicht mehr von
seiner Hand; er starb 1434 zu Eisenach. In Erfurt ließ das Werk
schon zeitig ein gewisser Hartung Kammermeister abschreiben, fügte
eine Anzahl auf Erfurt bezügliche Notizen hinzu und setzte es endlich
bis 1467 fort. Er war überhaupt ein Freund der Litteratur und
ließ auch noch viele andere Bücher abschreiben. Er war früher Geleits-
mann des Landgrafen Friedrich von Thüringen und dann Ratmeisster
in Erfurt. Dieser Mann wirkte nun wieder anregend auf einen
Größeren, auf den Geistlichen zu St. Severin zu Erfurt, Konrad
Stolle, der um 1430 zu Zimmern unter dem Ettersberg geboren
worden ist, aber während des thüringischen Bruderkrieges mit seinem
Vater nach Erfurt flüchtete; da besuchte er die Schule zu St. Severi,
ging 1450 nach Italien, hielt sich da mehrere Jahre auf, kehrte dann
aber Anfang der sechziger Jahre nach Erfurt zurück. Dort bekleidete
er wohl seit 1464 eine Stelle als Vikar an St. Seberin bis zu seinem
1505 erfolgten Tode; sein Todesjahr erhellt aus seinem noch vor-
handenen Grabsteine. Auch er war wie Kammermeister mehr Sammler
von allerhand Notizen über Zeit und Weltgeschichte, von fliegenden
Blättern, historischen Liedern, als Geschichtschreiber, wie denn seine
sogenannte thüringisch-erfurter Chronik nichts weniger ist als eine
zusammenhängende, planmäßige Darstellung weder der Welt= noch der
thüringischen, noch der erfurter Geschichte; es reihen sich zwanglos
Kapitel mitunter ganz verschiedenen Inhalts aneinander; aber in diesen
Kapiteln findet sich reiches Material in treuherziger und naiver
Darstellung in deuischer Sprache. — Mit der erfurter Universitͤt
hatten die vier eben Genannten nichts zu thun, wenn man nicht
annehmen will, daß Engelhus da seine Magisterwürde erworben hat
Dagegen gehörte Johann Buer von Dorsten, der eine Kaserchronit
in lateinischer Sprache, bis 1477 reichend, geschrieben hat, längere Zeit
der Universität als Lehrer an. Er wurde 1458 Magister, 1465 Doltor