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der Theologie und starb 1481. In seinem Orden — er war
Augustiner — nahm er eine geachtete Stellung ein; kurz vor seinem
Tode wurde er mit der Visitation und Reformation der Augustiner=
klöster in Süddeutschland betraut. Auch er machte sich einen Namen
durch seine Schriften gegen die Wallfahrten, insbesondere nach Wilsnack,
und gegen sonstige Ausartungen kirchlichen wie weltlichen Aberglaubens.
— Nicht genau läßt sich sagen, ob auch Nicolaus von Siegen,
wie der Vorgenannte ein Westfale von Geburt, der Universität
Erfurt angehört habe. Doch lebte er die größere Zeit seines Lebens in
dieser Stadt; er trat 1466 in das Benediktinerkloster auf dem Peters-
berge als Novize ein, wurde nach drei Jahren Priester und bekleidcte
darnach zwanzig Jahre das Amt eines Vestiarius, d. i. eines Aufsehers
über die Kleiderkammer. Nach kurzer Unterbrechung seines dortigen
Aufenthaltes, während dessen er die ihm wenig zusagende Aufgabe
erhielt, eine in seinem Kloster durchgeführte Reform auch in anderen
Benediktinerklöstern durchzusetzen, kehrte er nach dem Petersberge
zurück und starb da 1495 an der Pest. Er beabsichtigte ursprünglich,
eine allgemeine Kirchenchronik zu schreiben, weshalb sein in lateinischer
Sprache abgefaßtes Werk auch den Titel trägt Chronicon eccele-
siasticum. Aber das Chronicon Sanpetrinum, das ihm ja samt
manchen zu Grunde liegenden Quellen am nächsten zur Hand war,
und das Beispiel von Engelhus und Rothe wiesen ihn immer mehr
auf die Landesgeschichte mit besonderer Begünstigung der Klöster des
heiligen Benedikt, mit dessen Auftreten und Wirken das Werk seinen
Anfang nimmt. Für das 15. Jahrhundert, in dem der Verfasser
lebte, beschränkt er sich sogar fast ganz auf die Geschichte des Peters-
stüftes und insbesondere seines Abtes Günther, (1458—1502), wird
aber durch die mannigfachen Beziehungen des Klosters auch auf
Mainz, Trier, vor allem auf die Geschichte des wettinischen Hauses
hebracht. — In viel frühere Zeit als die genannten Geschichtschreiber
fallen poetische Versuche zur Darstellung geschichtlicher Einzelvorgänge,
also historische Lieder, die in früherer Zeit in lateinischer, dann in
deutscher Sprache erscheinen und deren Verfasser mitunter nicht einmal
bekannt ist. So verfaßte der thüringische Dichter Nicolaus von
Bibera Spottverse auf Papst Martin IV. (1281—1285). Wichtig
ist das poetische Sendschreiben, das ein gewisser Petrus de Pretio
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