Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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der Theologie und starb 1481. In seinem Orden — er war 
Augustiner — nahm er eine geachtete Stellung ein; kurz vor seinem 
Tode wurde er mit der Visitation und Reformation der Augustiner= 
klöster in Süddeutschland betraut. Auch er machte sich einen Namen 
durch seine Schriften gegen die Wallfahrten, insbesondere nach Wilsnack, 
und gegen sonstige Ausartungen kirchlichen wie weltlichen Aberglaubens. 
— Nicht genau läßt sich sagen, ob auch Nicolaus von Siegen, 
wie der Vorgenannte ein Westfale von Geburt, der Universität 
Erfurt angehört habe. Doch lebte er die größere Zeit seines Lebens in 
dieser Stadt; er trat 1466 in das Benediktinerkloster auf dem Peters- 
berge als Novize ein, wurde nach drei Jahren Priester und bekleidcte 
darnach zwanzig Jahre das Amt eines Vestiarius, d. i. eines Aufsehers 
über die Kleiderkammer. Nach kurzer Unterbrechung seines dortigen 
Aufenthaltes, während dessen er die ihm wenig zusagende Aufgabe 
erhielt, eine in seinem Kloster durchgeführte Reform auch in anderen 
Benediktinerklöstern durchzusetzen, kehrte er nach dem Petersberge 
zurück und starb da 1495 an der Pest. Er beabsichtigte ursprünglich, 
eine allgemeine Kirchenchronik zu schreiben, weshalb sein in lateinischer 
Sprache abgefaßtes Werk auch den Titel trägt Chronicon eccele- 
siasticum. Aber das Chronicon Sanpetrinum, das ihm ja samt 
manchen zu Grunde liegenden Quellen am nächsten zur Hand war, 
und das Beispiel von Engelhus und Rothe wiesen ihn immer mehr 
auf die Landesgeschichte mit besonderer Begünstigung der Klöster des 
heiligen Benedikt, mit dessen Auftreten und Wirken das Werk seinen 
Anfang nimmt. Für das 15. Jahrhundert, in dem der Verfasser 
lebte, beschränkt er sich sogar fast ganz auf die Geschichte des Peters- 
stüftes und insbesondere seines Abtes Günther, (1458—1502), wird 
aber durch die mannigfachen Beziehungen des Klosters auch auf 
Mainz, Trier, vor allem auf die Geschichte des wettinischen Hauses 
hebracht. — In viel frühere Zeit als die genannten Geschichtschreiber 
fallen poetische Versuche zur Darstellung geschichtlicher Einzelvorgänge, 
also historische Lieder, die in früherer Zeit in lateinischer, dann in 
deutscher Sprache erscheinen und deren Verfasser mitunter nicht einmal 
bekannt ist. So verfaßte der thüringische Dichter Nicolaus von 
Bibera Spottverse auf Papst Martin IV. (1281—1285). Wichtig 
ist das poetische Sendschreiben, das ein gewisser Petrus de Pretio 
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