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über das unglückliche Ende des Stauffen Konradin an Heinrich den
Erlauchten richtete; er beleuchtete darin die Ansprüche, die den Wettinern
auf das stauffische Erbe erwuchsen. Wir wissen, daß solche ghibellinische
Anregungen an dem Hofe Heinrichs nicht ohne Einwirkung blieben.
Dann gaben die Feldzüge Adolfs von Nassau Stoff zu Poesien von
Ungenannten, wie dann auch König Albrechts Einfall in deutschen
Versen besungen wurde. Der Kuriosität halber mag erwähnt sein, daß
die Grabschrist des Landgrafen Dietzmann in der Paulinerkirche zu
Leipzig (das Grabmal ist abgebildet Band I. 1, S. 365), die in latei-
nischen Distichen verfaßt ist, keinen Geringeren als den großen floren-
tiner Dichter Dante zum Verfasser gehabt haben soll.
Es sind aber diese lateinischen Kundgebungen viel weniger für
uns wertvoll als die in deutscher Sprache erscheinenden Zeugnisse,
wie sie, wie schon oben erwähnt, sich um die Feldzüge Adolfs und
Albrechts reihen. Es gab Spottverse auf die Eßlust König Adolfs
thüringischen Ursprungs; im Pleißnerlande sang man Lieder auf die
bösen Absichten Albrechts von Habsburg und warnte nachher noch
lange: „Es wird dir gelücken, wie den Schwaben bei Lücken.“ Weit
verbreitet aber waren jene Verse, die man Friedrich dem Freidigen
in den Mund legte, als er sich den Helm zum Streite gegen die
Schwaben festband:
Heute bind ich mir auf Meißen,
Auch Thüringen und Pleißen,
Alles was meiner Eltern ward,
Gott helfe mir zu dieser Fahrt,
Als wir von Gott und Recht haben,
Damit will ich an die Schwaben.
Solche einfache Reimzeilen, in denen die betreffende Persönlichkeit
von sich selbst etwas berichtet, finden sich mehrfach und haben nach
sicherer Überlieferung unter Bildern von sächsischen Herzögen gestanden;
ste schlossen ab mit Friedrich dem Streitbaren und der Gründung der
leipziger Universität, und es ist darum die ansprechende Vermutung
aufgestellt worden, daß das Ganze eine Bilderreihe mit unier-
stehender Bedeutungsangabe in Versen in der leipziger Universität
gewesen ist. — Solche volkstümliche Dichtungen auf Zeitereignisse
sinden sich auch sonst noch öfter, sowohl in Meißen als in
Thüringen; mitunter nennt sich der Verfasser, meist kein zünftiger