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So würden die stet von gelde reich,
so würden wider gute zeiten,
so künten euch eur arme leut so wol beistan
wenn ir sie in euren Nöten tet rufen an,
es wer zu sturmen oder zu streiten.
Aber, klagt der Verfasser: „Wo das gut geld im land umbfert
das haben die pfassen und Juden,] es ist dem reichen mann alles
untertan die den wucher mit den jüden han man vergleicht sie
eineim stockrüden“ (d. h. einem den armen Mann wie ein Wild zu Tode
hetzenden Jagdhunde). — Auf den Bergreihen, der den Prinzenraub
Kunzens von Kauffungen zum Gegenstande hatte, ist schon an seiner
Stelle aufmerksam gemacht worden. Späterhin, als die Mainzer 1480
mit dem neuen Erzbischof Ernst aus dem wettinischen Hause mancherlei
Unterhandlungen nicht immer friedlichen Charakters hatten, da trat
auch ein Warner aus der erfurter Bürgerschaft auf und machte,
übrigens mit ähnlichen Ausdrücken wie der oben zitierte, auf die
Streitkräfte Erfurts aufmerksam. Er schließt mit Nennung seines
Namens und einem naiven Winke mit dem Zaunspfahl an den erfurter
Rat: „Henze Gutjar uns diz lidelin sang, sine wintercleider die sint
ome (ihm) krank, ir merket wol wie ichs meine mine hern von
Erfurt die cleiden mich wol] und schad on werlich cleine"“ (schadet
ihnen wahrlich wenig). — Auch auf die lausitzer Verhältnisse, namentlich
auf den Bierstreit zwischen Görlitz und Zittau und den damit ver-
bundenen Kuhraub der Zittauer, giebt es ein Lied; doch soll darauf
im Zusammenhange des Anfalls der Lausitz an Sachsen nochmal
zurückgekommen werden. Nur mag erwähnt sein, daß bei den früheren
Kriegen zwischen Kurfürst Friedrich dem Sanftmütigen und Albrecht
Achilles von Brandenburg wegen der Lausitz durch den Vertrag von
Zerbst (3. Juni 1450) Senftenberg und Hoyerswerda an ersteren
fielen und dies befestigt wurde durch einen Sieg, den während eines
Einfalls des Brandenburgers in das kursächsisch-thüringische Gebiet
der sächsische Kurfürst über eine Streifschar des Gegners bei Niemeck
in der Gegend von Belzig gewann. Auch dies ist Gegenstand eines
Volksliedes geworden. — Für die ältere Zeit mag noch nachgetragen
werden ein Lied, das zum Gegenstand die sagenhafte Ermordung des
Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen durch Ludwig den sogenannten
„Springer“ hat, veranlaßt durch die leidenschaftliche Liebe des Land-