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grafen zu des ersteren schöner Gemahlin Adelheid; doch ist die Form
des Liedes in der uns vorliegenden Gestalt offenbar späteren Datums.
— Albrechts des Beherzten Zug gegen Gröningen endlich und sein
ergebnisloser Abzug wird uns mitgeteilt in einer friesischen Parodie
auf die Bibelstelle: Nunc dimittis servum tuum, Domine, secun-
dum verbum tuum in pace (Herr, nun lässest du deinen Diener
nach deinem Worte in Frieden fahren).
Die historischen Studien fanden in Meißen ihren Mittelpunkt in
dem Kloster Altenzelle, von dessen gelehrtem Abte und seiner Sorge
für die dortige Bibliothek schon früher rühmend Erwähnung gethan
wurde. Es bestand da eine wohleingerichtete Abschreibestube, in der
für den Bedarf der Bibliothek und wohl auch für Auswärtige Hand-
schriften forgfältig kopiert wurden. Hier entstanden die früher schon
genannten Altzeller Annalen, die dann der naumburger Propst zu
St. Mauritius Johann Tylich von 1375 bis 1422 fortsetzte. Sehr
wahrscheinlich gehörte dem Kloster auch an der allerdings sehr viel
frühere Sifrid us presbyter Misunensis, dessen Compendium bistoria-
rum schon mit dem Jahre 1257 schließt. Außer den historischen
Studien traten natürlich auch in Meißen die theologischen in den
Vordergrund und man nannte in Dresden mit Ehren einen gewissen
Johann Melzer, der 1446 starb, Nikolaus Münzer und Magister
Ludwig, dessen Studien sich auf Rechtswissenschaften erstreckten. Jener
Melzer war Dominikaner und einer der ersten Doktoren der Theologie,
die auf der neuen leipziger Universität kreiert wurden. Er hat sich
dann auch in Schlesien und Polen um die Aurrechterhaltung der
Kirchenzucht verdienstlich gemacht. Ein besonderes Interesse verdient
endlich Peter von Dresden, der als Lehrer zu Zwickau von 1409
an gewirkt hat, aber auch zu Chemnis und vor allem in Dresden viel-
leicht an der Kreuzschule, thätig gewesen sein soll. Er gilt als der Uheber
der Lehre von dem unter beiderlei Gestalt zu nehmenden Abendnchle,
und von ihm schon sei Jakobell von Mies beeinflußt worden, der dann
für seine Schrift über denselben Gegenstand die Genchmigung und
Zustimmung des schon zu Kostnitz weilenden Johann Hus ehhielt.
Tüuch erklärte sich Petrus gegen die Lehre vom Fegefeuer, die ja
eigentlich erst seit Thomas von Aquino zum unanfechtbaren Kirchen-
dogma erhoben worden war. Er und sein Gesinnungsgenosse Nikolaus