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gekommen, und dort hatten beide schon mit der Universität in Berührung
gestanden. Thanner versuchte in Leipzig zuerst mit griechischen Typen
zu drucken; aber es blieb bei unbeholfenen Versuchen, während unter
dem Einfluß und der Anleitung des aus England herübergekommenen
Humanisten Richard Crocus der 1514 nach Leipzig eingewanderte
Buchdrucker Valentin Schumann 1516 das vierte Buch des griechischen
Grammatikers Thcodoros herausgab. Melchior Lotter gab sich nach
einer anderen Richtung hin erfolgreich Mühe, indem er die bislang
gebräuchlichen schwerfälligen gotischen Typen abzurunden trachtete und
für lateinische Autoren auch die romanischen Charaktere zur Verwendung
brachte. — Was andere Städte anlangt, so kam Freiberg, freilich
nur vorübergehend, 1494 zu einer Druckerei, indem sich Kachelofen,
vor der Pest aus Leipzig weichend, dorthin wandte und da ein Missale
für den Bischof von Meißen und eine Ausgabe des Augustin druckte.
In Zwickau errichtete Hans Schönsperger, der schon 1490 zu Augsburg
eine Druckerei gehabt hatte, 1523 eine solche. Im folgenden Jahre
begegnet in Dresden die erste Druckerei. Dorthin wurde 1534 von
Herzog Georg auch der obengenannte Stöckel berufen, aus dessen
Offizin alle Streitschriften Emsers, von dem noch zu reden sein wir,
gegen Luther hervorgingen. —
Für die öffentliche Gesundheitspflege wurde auch in
dem letzten Teile des Mittelalters wenig gethan. Erst die großen
Epidemien ließen Anfänge zu einer solchen entstehen, wie die allgemein
üblichen Räucherungen mit Wachholder und Essig auf den Straßen und
in Amtsstuben beweisen, die von der Bevölkerung häufiger besucht
wurden. Mitunter findet sich auch schon eine Verordnung, die Toten
nicht mehr in der Stadt, sondern vor derselben zu bestatten. So erliß
1476 Kurfürst Ernst für Leipzig eine Bekanntmachung von wegen
der Sepultur, in der wenigstens den aus den Vorstädten und ein-
gepfarrten Dörfern kommenden Leichen der Johannisfriedhof als
Begräbnißstätte angewiesen wird. Erst 1536 jedoch wurde dies auf
alle Bürger ausgedehnt. — Von großer Bedeutung für die öffentliche
Gesundheitspflege waren ferner die Badestuben, die vielfach vom Rate
der Städte selbst gehutten wurden. Die Bader mit ihren Gehilfen sorgten
nicht bloß für die Reinlichkeit ihrer Kunden, sondern sie waren auch
halbe Arzte, indem sie den im Mittelalter bei ieder Geleaenheit an-