Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Matthäikirche; in ihr fand der Stolz der Barfüßer oder Franziskaner, 
der Dr. Johannes Breitenbach, seine letzte Ruhestätte, nachdem er im 
gleichen Jahre gestorben war; er wandte sich, wie erwähnt, gegen die 
Butterbriefe für den Freiberger Dom und nahm sich in dem abenteuer- 
lichen Streite der Franziskaner mit den Dominikanern über die un- 
befleckte Empfängnis der Jungfrau Maria, der 1488 ausbrach, der 
ersteren an. Wesentlich dem 15. Jahrhundert gehört die schon im 
11. Jahrhundert gegründete Kunigundenkirche zu Rochlitz an, die 
insbesondere in Ansehung der Wölbung viel Abnlichkeit mit dem 
Meißner Dome hat, auch viel treffliches Schnitzwerk besitzt. An solchem 
ist, auch die Marienkirche zu Zwickau reich, deren Stil ebenfalls 
dieser Periode der Spätgotik folgt. Nachdem sie mehrfach abgebrannt 
war, wurde von 1453—1470 der große Chor und Altarraum 
gebaut, dann aber noch oft an ihr restauriert, bis sie in unseren Tagen 
das der Siadt und des Alters der Kirche würdige Außere erhalten 
hat. Ihr Hauptkleinod aber ist das von dem Nürnberger Künstler 
Michael Wohlgemuth, der der Lehrer Albrecht Dürers war, geschnitzte 
und gemalte Altarstück. Es ist im Jahre 1479 entstanden und hat 
der Stadt 1400 Gulden gekostet; die erste Tafel dieses Altarschreins 
stellt die Leidensgeschichte Christi in 4 Abteilungen auf Goldgrund 
gemalt dar; die zweite auf 4 gleichermaßen grundierten Gemälden: die 
Verkündigung Mariä, die Geburt Christi, die Anbetung der heiligen drei 
Könige und die drei Marien mit ihren Kindern auf dem Schoße. 
Die dritte Tafel endlich oder der innerste Schrein zeigt wiederum die 
Maria mit dem Christuskinde, neben ihr links die heilige Katharina, 
Salome, Blandina und Agathe, rechts die heilige Cäcilie, Magdalene, 
Barbara und Dorothea, alle lebensgroß in Holz geschnitzt und 
stark vergoldet. Maria steht auf einem halben Monde und hat 
zu Haupt und Füßen je zwei Engel. Unter diesem Hauptschrein 
finden sich ebenfalls noch Darstellungen, die übergangen werden 
dürfen. In diesem Meisterwerke spiegelt sich das Eindringen der 
fränkischen Kunstrichtung, die die Prager Schule verdrängte, nachdem 
diese so wie so schon durch die Hussitenkämpfe in Abgang gekommen 
war. librigens hat Wohlgemuth auch den Altarschrein in der 
St. Ulrichskirche zu Halle vom Jahre 1488 gearbeitet, der ebenfalls 
Christus und Maria und einzelne Heiligen enthält. Auch die Stein-
	        
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