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Matthäikirche; in ihr fand der Stolz der Barfüßer oder Franziskaner,
der Dr. Johannes Breitenbach, seine letzte Ruhestätte, nachdem er im
gleichen Jahre gestorben war; er wandte sich, wie erwähnt, gegen die
Butterbriefe für den Freiberger Dom und nahm sich in dem abenteuer-
lichen Streite der Franziskaner mit den Dominikanern über die un-
befleckte Empfängnis der Jungfrau Maria, der 1488 ausbrach, der
ersteren an. Wesentlich dem 15. Jahrhundert gehört die schon im
11. Jahrhundert gegründete Kunigundenkirche zu Rochlitz an, die
insbesondere in Ansehung der Wölbung viel Abnlichkeit mit dem
Meißner Dome hat, auch viel treffliches Schnitzwerk besitzt. An solchem
ist, auch die Marienkirche zu Zwickau reich, deren Stil ebenfalls
dieser Periode der Spätgotik folgt. Nachdem sie mehrfach abgebrannt
war, wurde von 1453—1470 der große Chor und Altarraum
gebaut, dann aber noch oft an ihr restauriert, bis sie in unseren Tagen
das der Siadt und des Alters der Kirche würdige Außere erhalten
hat. Ihr Hauptkleinod aber ist das von dem Nürnberger Künstler
Michael Wohlgemuth, der der Lehrer Albrecht Dürers war, geschnitzte
und gemalte Altarstück. Es ist im Jahre 1479 entstanden und hat
der Stadt 1400 Gulden gekostet; die erste Tafel dieses Altarschreins
stellt die Leidensgeschichte Christi in 4 Abteilungen auf Goldgrund
gemalt dar; die zweite auf 4 gleichermaßen grundierten Gemälden: die
Verkündigung Mariä, die Geburt Christi, die Anbetung der heiligen drei
Könige und die drei Marien mit ihren Kindern auf dem Schoße.
Die dritte Tafel endlich oder der innerste Schrein zeigt wiederum die
Maria mit dem Christuskinde, neben ihr links die heilige Katharina,
Salome, Blandina und Agathe, rechts die heilige Cäcilie, Magdalene,
Barbara und Dorothea, alle lebensgroß in Holz geschnitzt und
stark vergoldet. Maria steht auf einem halben Monde und hat
zu Haupt und Füßen je zwei Engel. Unter diesem Hauptschrein
finden sich ebenfalls noch Darstellungen, die übergangen werden
dürfen. In diesem Meisterwerke spiegelt sich das Eindringen der
fränkischen Kunstrichtung, die die Prager Schule verdrängte, nachdem
diese so wie so schon durch die Hussitenkämpfe in Abgang gekommen
war. librigens hat Wohlgemuth auch den Altarschrein in der
St. Ulrichskirche zu Halle vom Jahre 1488 gearbeitet, der ebenfalls
Christus und Maria und einzelne Heiligen enthält. Auch die Stein-