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sogenannten letzten Ritter, Kaiser Maximilian, wie wir schon an seiner
Politik Albrecht dem Beherzten gegenüber gelernt haben und noch zu
beobachten haben werden an der Geschichte Friedrichs des Weisen. Nicht
ohne viel gelernt zu haben, war Maximilian in dem Zeitalter Machhia-
vellis, des berüchtigten italienischen Politikers, aufgewachsen, der ihn
übrigens wohl kannte und eine genaue Analyse seines Charakters
hinterlassen hat. Mit treuherzigstem Gesichte Lügen zu sagen, mit
biedermännischer Miene Versprechen zu geben, die nicht zu halten er
im selben Augenblicke schon entschlossen war, mit Ritterwort in Abrede
zu stellen, woran er schon seit Wochen vertragsmäßig gebunden war
— alles das fiel dem leicht beweglichen, phantasiereichen Helden des
Theuerdank und Weißkunig niemals schwer. Darunter hat aber das
Reich, darunter haben vor allem die sächsischen Lande gelitten. Da
es naturgemäß zwei Wege für die Politik der Herrscher dieser Lande
gab, nämlich entweder sich den Absichten und Zielen des Kaisers
anzuschließen oder diese zu bekämpfen, eine Einheitlichkeit der Handlungs-
weise aber bei dem schon bestehenden Gegensatz der albertinischen und
der ernestinischen Linie ausgeschlossen war, so wählte ganz erklärlich
die eine Seite die Partei des Kaisers, nämlich die albertinische, die
andere, die ernestinische, die des Reiches und seiner Bedürfaisse, zu
denen leider nach der Anschauung der Zeit eine unbeschränkte Selb-
ständigkeit der Territorialherren gehörte; somit wurde die letztere Partei
in eine mit den Jahren sich verschärfende Opposition zum Kaiserhause
gedrängt und wurde dadurch zur Vertreterin der territorialen In=
teressen des deutschen Volkes. So klaffte der Riß schon tief auf
zwischen einer mächtig sich entwickelnden Dynastie, deren das Deutsche
Reich zwar bedurft hätte zu seinem Zusammenschluß, die aber in ihren
Bestrebungen nicht mehr nationaldeutsch sein konnte und wollte, und
einem aufstrebenden Fürstentume, das zwar im allgemeinen national dachte
und sich meist dementsprechend verhielt, aber von der Unterordnung
unter das beargwöhnte Haus Habsburg, sehr oft mit Recht, nichts
wissen wollte. Diesen schon vorhandenen Riß hat die Reformation
des wittenberger Mönches nicht etwa geschaffen — es wäre Thorheit,
etwas derartiges behaupten zu wollen — aber seine Lehre ward be-
gierig zur Erweiterung des Risses von den Parteien ausgegriffen.
Auch in dieser Frage mußte der Gegensatz der beiden Linien herbor-