— 1054 —
Kampfes ein und nahmen ihren Rückzug durch eine Hinterpforte, wo
die wilde Gera ihnen eine Rückzugslinie bot. Der Pöbel aber stürmte
die Gebäude und ließ seine Wut am Inventar aus. Aber nicht nur
Katheder und Bänke, sondern auch wichtige Urkunden wurden vernichtet,
und vor allem wurde die kostbare Bibliothek zerstreut. Zwar ent-
schuldigte sich dann der Rat aufs höflichste, als die Universität eine
große Beschwerde einbrachte, aber das Geschehene war nicht ungeschehen
zu machen, und zur alten Blüte ist die Universität, deren Lehrkörper
eine Zeit lang die Absicht hegte, sich aufzulösen und auszuwandem,
nie wieder gelangt. — Der mainzer Erzbischof erwies sich der inneren
und äußeren Not der Stadt gegenüber unzulänglich. Er schien sich
mit der neuerworbenen Oberhoheit über die Stadt zu begnügen, sandte
nur einmal im Sommer 1511 150 Landsknechte zur Unterstützung
des neuen Rates und zur Aufrechterhaltung der Ordnung. So kam
denn allgemach die immer vorhanden gewesene sächsische Partei zu
größerem Wachstum und Ansehen, und im allgemeinen hielt es mit
ihr die sogenannte erfurtische, die zwar weder mainzisch noch sächsisch
sein wollte, aber unter den obwaltenden Umständen den sächsischen
Einfluß für das kleinere Übel ansah. Allerdings schien sich 1514, als
nach dem Tode des Erzbischofs Uriel der Zoller Albrecht von Branden-
burg den Erzstuhl von Mainz bestieg, das Blättchen wieder zu Gunsten
des Mainzers zu wenden, indem er der Stadt eine unbedingte Am-
nestie verhieß und den allgemein beliebten Abt Hartmann von Fulda
als seinen Gesandten an die Bürgerschaft abordnete; aber sein für
1515 in Aussicht gestellter persönlicher Besuch wurde durch geschickte
Maßnahmen der sächsischen Fürsten vereitelt, und so sahen sich die
Erfurter immer wieder auf diese hingewiesen. Ohne den Mainzer
davon zu benachrichtigen, knüpften die Erfurter mit dem Kurfürsten
von Sachsen Verbindung an, bei dem der frühere Ratsherr Henning
Göde, ein sehr angesehener Rechtskenner, ein Asyl gefunden hatte.
Zwar setzte Albrecht von Mainz, der alsbald Kenntnis von einem
seiner Anhänger erhalten hatte, sofort alle Hebel an, um diese Ver
handlungen zu hintertreiben; ja er benutzte sogar des Kaisers übel-
wollen gegen das Haus Sachsen zu einigen Mandaten gegen die
Verhandlungen; aber die Erfurter sehnten sich nach Frieden, und so
kam unter Aufgabe der neuen Verfassung durch die Vermittelung