Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Kampfes ein und nahmen ihren Rückzug durch eine Hinterpforte, wo 
die wilde Gera ihnen eine Rückzugslinie bot. Der Pöbel aber stürmte 
die Gebäude und ließ seine Wut am Inventar aus. Aber nicht nur 
Katheder und Bänke, sondern auch wichtige Urkunden wurden vernichtet, 
und vor allem wurde die kostbare Bibliothek zerstreut. Zwar ent- 
schuldigte sich dann der Rat aufs höflichste, als die Universität eine 
große Beschwerde einbrachte, aber das Geschehene war nicht ungeschehen 
zu machen, und zur alten Blüte ist die Universität, deren Lehrkörper 
eine Zeit lang die Absicht hegte, sich aufzulösen und auszuwandem, 
nie wieder gelangt. — Der mainzer Erzbischof erwies sich der inneren 
und äußeren Not der Stadt gegenüber unzulänglich. Er schien sich 
mit der neuerworbenen Oberhoheit über die Stadt zu begnügen, sandte 
nur einmal im Sommer 1511 150 Landsknechte zur Unterstützung 
des neuen Rates und zur Aufrechterhaltung der Ordnung. So kam 
denn allgemach die immer vorhanden gewesene sächsische Partei zu 
größerem Wachstum und Ansehen, und im allgemeinen hielt es mit 
ihr die sogenannte erfurtische, die zwar weder mainzisch noch sächsisch 
sein wollte, aber unter den obwaltenden Umständen den sächsischen 
Einfluß für das kleinere Übel ansah. Allerdings schien sich 1514, als 
nach dem Tode des Erzbischofs Uriel der Zoller Albrecht von Branden- 
burg den Erzstuhl von Mainz bestieg, das Blättchen wieder zu Gunsten 
des Mainzers zu wenden, indem er der Stadt eine unbedingte Am- 
nestie verhieß und den allgemein beliebten Abt Hartmann von Fulda 
als seinen Gesandten an die Bürgerschaft abordnete; aber sein für 
1515 in Aussicht gestellter persönlicher Besuch wurde durch geschickte 
Maßnahmen der sächsischen Fürsten vereitelt, und so sahen sich die 
Erfurter immer wieder auf diese hingewiesen. Ohne den Mainzer 
davon zu benachrichtigen, knüpften die Erfurter mit dem Kurfürsten 
von Sachsen Verbindung an, bei dem der frühere Ratsherr Henning 
Göde, ein sehr angesehener Rechtskenner, ein Asyl gefunden hatte. 
Zwar setzte Albrecht von Mainz, der alsbald Kenntnis von einem 
seiner Anhänger erhalten hatte, sofort alle Hebel an, um diese Ver 
handlungen zu hintertreiben; ja er benutzte sogar des Kaisers übel- 
wollen gegen das Haus Sachsen zu einigen Mandaten gegen die 
Verhandlungen; aber die Erfurter sehnten sich nach Frieden, und so 
kam unter Aufgabe der neuen Verfassung durch die Vermittelung
	        
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