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liener macht hier Schule. Aus dem Kreise dieser beiden Gelehrten gingen
zwei Männer von Bedeutuug hervor, Rudolf von Langen, der in
Westfalen das Licht der neuen Wissenschaft verbreitete, und Johannes
von Dalberg, der nachmals auf dem Bischofsstuhle zu Worms von
allen Verehrern der wiedererwachten Studien als freigebiger Förderer
gepriesen wurde. Aus der Schule des Publicius gingen ferner hervor
Johannes Knäß, der 1480 als Rektor und als Leiter des amplonia-
nischen Kollegs die klassischen Studien eifrig förderte, Johannes
Sommering, ein guter Kenner der altrömischen Komödie, Georg
Eberbach, damals berühmt auf dem Gebiete der Heilkunde, aber auch
ein Verehrer der antiken Litteratur; Tetelbach, Petz, Biermost waren
ferner Männer, die auf der Universität viel galten und sich ebenfalls
der neuen Richtung anschlossen. Kurze Zeit hielt sich auch Konrad
Celtes, der feurigste Versechter des Humanismus, in Erfurt auf und
wird nicht verfehlt haben, mit seiner Eigenart tiefen Eindruck zu
machen. Aber ihm war wohl der Geist der Erfurter zu friedliebend;
noch vertrugen sich da die alte und die neue Richtung, und das sagte
dieser Kämpfernatur nicht zu. Am Ausgange des fünfzehnten Jahr-
hunderts glänzten zu Erfurt als Sterne ihrer Wissenschaft und als
eifrige Förderer der Renaissance Henning Goede, der uns schon von
den erfurter Wirren her als tüchtiger Charakter und als ausgezeichneter
Jurist bekannt ist und übrigens der erste war, der über einen Gegen-
stand des deutschen Staatsrechts, nämlich über die Art und Weise
der Wahl des römifchen Königs, Vorlesungen hielt; ferner Jodocus
Trutvetter, ein als Theolog und Philosoph weitbekannter Gelehrter,
der Doctor Erfordiensis, wie er mit besonderer Auszeichnung
genannt wurde, von Friedrich dem Weisen nach Wittenberg berufen,
wo er 1507 das Rektorat bekleidete; endlich Bartholomäus Arnoldi
von Usingen, der zwar in seinen philosophischen Studien und Vor-
lesungen und in seiner durchaus dem scholastischen Latein ange-
hörigen Ausdrucksweise noch der alten Richtung angehörte, aber doch
für die Alten, namentlich für Horaz, Cicero, Virgil, Plautus hohe
Bewunderung hegte. Mit allen dreien hat Luther in Verbindung
gestanden; bei Goede trieb er juristische Studien, in Trutvetter fand
er einen wohlwollenden Förderer seiner philosophischen Studien, mit
Arnoldi trat er in um so engere Verbindung, die er auch noch von