Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Anspruch, ein Priester für die Seinen zu sein. Noch im selben Jahre 
erschien seine lateinisch geschriebene Schrift „über die babylonische 
Gefangenschaft der Kirche"“, in der er die Siebenzahl der Sakramente 
angriff und die Beschränkung der Sakramente auf drei, nämlich Taufe, 
Buße und Abendmahl forderte; das letzte aber sollte von nun an auch 
den Laien in beiderlei Gestalt erteilt, das Meßopfer aber ganz beseitigt 
werden. Namentlich dieser Angriff, aber auch teilweise der vorige, 
richtete sich gegen das dem Klerus so ungeheure Macht erteilende 
Mittleramt und sicherte die freie Forschung vor seinen Eingriffen. 
Welche Aufgabe hätte Karl V. lösen können, wenn er sich an die 
Spitze dieser nationalen Bewegung gestellt hätte! Aber seine Erziehung, 
seine Anschauungsweise, politische Rücksichten zogen ihn von einem 
großen Schritte zurück; er ließ in seinen Erblanden die Bannbulle 
veröffentlichen und Luthers Schriften verbrennen; solches geschah auch 
zu Mainz und Köln aus leicht erkennbaren Gründen. Aber an 
vielen Orten zeigte sich schon die Wirkung von Luthers Stellung- 
nahme und daß er im Herzen des deutschen Volkes sich einen festen 
Platz erobert hatte. Die Bischöfe von Bamberg und Passau wiesen 
die Bulle zurück, Herzog Wilhelm von Bayern verlangte von Eck, 
daß er ihre Zurücknahme betreibe; als dieser in Erfurt erschien, ver- 
weigerte die Universität den Anschlag, und die Studenten stürmten die 
Druckerei, in der sie gedruckt werden sollten, und zerrissen die schon 
fertigen Exemplare. Als sich Eck dann nach Leipzig wandte, wo er 
doch so viele Freunde hatte, ging es ihm auch nicht besser. Die 
Studenten verrieten laut ihre Neigung zu Luther, schlugen Schmäh- 
schriften auf die Bulle an, dichteten Spottlieder auf Eck, dessen Privat- 
leben sehr viel Handhaben für solche Angriffe bot, sangen sie vor den 
Fenstern der Herberge, in der er abgestiegen war, und drohten der- 
maßen, daß Eck sich in das Dominikanerkloster zurückzog. Als dann 
gar noch 150 Studenten aus Wittenberg erschienen, da verließ Eck 
nächtlicherweile Leipzig und ging nach Freiburg an der Unstrut. In 
Kursachsen aber die Bulle zu veröffentlichen, daran durfte er gar nicht 
denken. In Wittenberg war man noch aus einem anderen Grunde 
gegen ihn aufgebracht, weil in der Bulle außer Luther auch noch zwei 
andere wittenberger Professoren als der Ketzerei verdächtig genannt 
waren, nämlich Karlstadt und der Domherr Dr. Doltzsch aus Feldkirch.
	        
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