Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Luther aber appellierte nochmals an ein allgemeines Konzil, und als 
er hörte, daß man an verschiedenen Orten, namentlich im Meißnischen, 
wãährend ihm doch Miltitz auf einer nochmaligen Zusammenkunft zu 
Lichtenburg bei Eilenburg am 11. Oktober 1520 versprochen hatte, 
es solle mit der Exekution der Bulle noch 120 Tage anstehen, that 
er den Schritt, der ihn auf immer von der römischen Kirche trennen 
mußte: nachdem er früh durch Anschlag am schwarzen Brett sein 
Vorhaben bekannt gegeben, zog er am 10. Dezember 1520 morgens 
10 Uhr, begleitet von einer großen Anzahl von Doktoren, Magistern 
und Studenten, vor das Elsterthor in Wittenberg und verbrannte da 
eine Anzahl Bücher des kanonischen Rechts, einige Schriften von Eck 
und Emser und warf dann schließlich auch die päpstliche Baunbulle 
in die Flammen mit den Worten (nach Josua 7, 25): „Weil du den 
Heiligen des Herrn (d. i. Christus) betrübt hast, also verzehre dich das 
wige Feuer.“ 
Mittlerweile war der neue Kaiser auf deutschem Boden erschienen, 
von dem deutschen Volke mit Freuden und froher Hoffnung begrüßt, 
und hatte zu Aachen am 23. Oktober 1520 die Krone empfangen. 
Seine Stellung war von vornherein eine schwierige. In den Kur- 
fürsten stand ihm ein geschlossenes Kollegium gegenüber, denen er eine 
Wahlkapitulation unterzeichnen mußte, des Inhalts, daß er sich in 
deutschen Angelegenheiten nur des Rates von Deutschen und des 
Deutschen als Amtssprache zu bedienen habe, daß er keine Reichstage 
außerhalb Deutschlands berufen und auch keine fremden Truppen nach 
Deutschland bringen dürfe und daß er endlich die seit 1505 wiederholt 
erhobenen Beschwerden der deutschen Fürsten wider den Papst erledigen 
solle. Gerade den Papst aber hatte er notwendig wegen seiner italie- 
nischen Politik; er mußte ihn schonen, um ihn nicht zum Bundes- 
genossen der italienischen Politik Frankreichs zu machen. Und nun 
kam die Sache Luthers hinzu. Soweit an ihm war, hätte Karl V. 
den ketzerischen Mönch ohne weiteres an den Papst ausgeliefert. Aber 
nun band ihn auf der anderen Seite die Rücksicht auf Kurfürst 
Friedrich. Erstens war er diesem wegen seines entschiedenen Eintretens 
für seine Wahl zu Dank verpflichtet, was freilich bei der uns schon 
bekannten Art der Habsburger kein großes Hindernis abgegeben haben 
würde, dann aber war das Ansehen Friedrichs zu groß und seine
	        
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