— 1088 —
Beihilfen zum italienischen und zum Türkenkriege, befürwortete den
Wiederzusammentritt des Reichskammergerichts und mahnte an die
schon 1512 beschlossene Einteilung des Reiches in zehn Kreise zur
Wahrung des Landfriedens, beschloß ferner die Errichtung eines Reichs-
regiments für die Abwesenheit des Kaisers, von dessen 22 Räten der
Kaiser wenigstens vier bestellen sollte, dazu den Statthalter als Vor-
sitzenden, aber die Hauptsache blieb doch die Erledigung der Kirchenfrage,
die die Stände und die für Luther eingenommene öffentliche Meinung in
Friedrichs Sinne energisch befürworteten, während anderseits der päpst-
liche Legat Hieronymus Aleander auf die Ausführung der päpstlichen
Bulle drang und die kaiserliche Acht über Luther verhängt sehen wollte;
freilich nahm er mit Entsetzen die Erregung der Geister wider Rom
wahr und berichtete darüber dahin. Rom aber sandte ein Breve, das
die Forderungen des Legaten wiederholte. Drei Stunden lang suchte
in langer Rede Aleander die Reichsfürsten von der Notwendigkeit
dieser Forderungen zu überzeugen; aber er gab nur Veranlassung zu
einer siebentägigen überaus erregten Debatte, bei der Kurfürst Friedich
und Joachim von Brandenburg so hart aneinander gerieten, daß sie
fast handgemein wurden, wie allerdings nur der päßpstliche Legat
berichtet. Und endlich kamen die Stände am 2. März zu dem Beschluß:
angesichts der herrschenden Erregung der Geister müsse man Luther
persönlich hören, und zwar wolle man ihn, falls er die dem Glauben
der Bäter zuwiderlaufenden Lehren widerrufen wolle, auch in anderen
Punkten hören, eine Aussicht, die den päpstlichen Legaten ebensowenig
entzückte wie die in einer späteren Denkschrift der Fürsten an den
Kaiser ergehende Mahnung, die Rechte Deutschlands gegen Rom
wahren und auf Abstellung der Mißbräuche der römischen Kurie in
Deutschland zu dringen. Unter den Beschwerden befanden sich auch
zwölf Punkte, die Herzog Georg aufgesetzt hatte, und in ihnen lisst
man das Begehren eines reformierenden Konzils und sehr hestige
Ausfälle auf die Geldgier und die Unsittlichkeit der Geistlichen, ins
besondere des oberen Klerus. „Dieweil der Brunnen", so heißt es da,
„also an Schmack worden, so schmecken die Bäche, in die er slenßt“
Im ganzen waren es hundert „Gravamina“ der deutschen Nation,
und der Ton, in dem sie geschrieben waren, stand hinter dem Luthers
und Huttens keineswegs zurück. Man blieb auch nicht bei solchen an