— 1093 —
unter den Papst, so doch unter ein zukünftiges Konzil versprochen
haben wollte, wodurch doch der päpstliche Bann einfach beiseite
geschoben und Luthers Appell an ein zukünftiges Konzil vom No-
vember 1518 amtlich anerkannt wurde. Luther ließ sich weder hier-
durch, noch durch eine Unterredung unter vier Augen mit dem Erz-
bischof von Trier zur Nachgiebigkeit bewegen. So kündigte ihm denn
noch am selben Abend, es war der 24. April, der trierische Offizial
im Namen des Kaisers an, daß dieser gegen ihn als gegen einen
unnachgiebigen Ketzer verfahren werde und er nur noch 21 Tage lang
auf freies Geleit zu rechnen habe. Am 26. April früh 10 Uhr verließ
Luther die Stadt, in der eine Entscheidung von welthistorischer Be-
deutung und von folgenreichster Schwere gefallen war. Karl V. aber
ließ das Achtedikt von dem päpstlichen Nuntius Aleander verfassen,
nachdem er am 8. Mai mit Papst Leo X, ein Bündnis gegen Frank-
reich abgeschlossen hatte. Erst am 25. Mai, als die meisten Fürsten
schon abgereist waren, unter ihnen Pfalz und Sachsen, legte der Kaiser
den Zurückgebliebenen das Achtungsedikt zur Unterschrift vor, weil
er vorher sich seiner Sache doch nicht sicher gewesen war, datierte
das Edikt aber auf den 8. Mai zurück, damit es den Anschein gewann,
als hätten die noch sämtlich anwesenden Fürsten ihre Zustimmung
gegeben. Es ward über Luther des Reiches Acht und Oberacht ver-
hängr, die Verbrennung seiner Schriften befohlen und überdies ver-
ordnet, daß hinfort kein Buch ohne Wissen und Willen der geistlichen
Obrigkeit gedruckt oder verkauft werden dürfe.
Am Abend vor seiner Abreise war Luthern unter der Hand die
Mitteilung gemacht worden, daß man ihn auf der Heimreise „einthun
und verbergen“ werde. Dem Kurfürsten Friedrich hatte Luther wohl-
gefallen auf dem Reichstage, nur war er dem bedächtigen Manne zu
kühn gewesen. Natürlich aber wollte er für den wackern Mönch sorgen.
Luther war, nachdem er sich zu Eisenach von seiner übrigen Reise-
begleitung verabschiedet hatte, mit dem Ordensbruder Pezensteiner —
denn noch reiste er nach der Regel des Ordens nie allein, sondern
immer in Begleitung eines Bruders — und mit Nikolaus Ams-
dorf nach Möhra gefahren, wo seine Sippe heimisch war und noch
ein alter Oheim, Heinz Luther, wohnte, bei dem er Unterkunft
fand. Er hat da auch gepredigt. Am 4. Mai reiste er mit der